27.10.10

Das Sexleben eines Islamisten in Paris - Leila Maroune

KLAPPENTEXT:
Denn, und das will ich hier noch einmal unterstreichen, ich interessiere mich ausschließlich für weiße Frauen, Frauen, die an die Pille und an Kondome gewöhnt waren, die körperlich und geistig frei waren, Frauen, die sich aus freien Stücken für die Ehelosigkeit entschieden hatten und die diesen Weg nun voller Genuss und guter Laune, ohne Skrupel oder Bedenken gingen, im Gegensatz zu den jungen Frauen in meiner Siedlung, die ihre Einstellung Jungfrau-bis-zum-Hals-keusch-bis-zur-Heirat demonstrativ zur Schau trugen.
ZUR AUTORIN:
Leila Marouane ist eine in Frankreich mit vielen Preisen ausgezeichnete Autorin, die als Kind algerischer Eltern auf Djerba geboren wurde. Seit 1990 lebt und arbeitet sie im Exil in Paris. "Das Sexleben eines Islamisten in Paris" ist bereits ihr vierter Roman, der auf deutsch erscheint.

EIGENE MEINUNG:
Der Klappentext des Buches vermittelt eigentlich einen falschen Eindruck über die Geschichte des Buches, die eigentlich keine Erzählung über das Sexleben eines Mannes ist, sondern einen Blick auf die islamische Religion vermittelt.
Mit locker leichter Schreibweise klärt die Autorin auf, ohne dabei belehrend zu wirken.
Die Geschichte lebt von jeder Menge Vorurteilen in einem Land, das sehr fortschrittlich und tolerant wirken will, mit Bewohnern, die sehr fortschrittlich und tolerant sein wollen, dann aber leider doch oft in ihr gewohntes Schema verfallen. Aber nicht nur Vorurteile und Klischees unter den verschiedenen Religionen kommen auf den Tisch, sondern auch Traditionen und Bräuche des Islams werden, teilweise sehr ironisch, dargestellt. Vor allem die Beziehung des muslimischen Mannes zu seiner Mutter wird ausführlich dargestellt und auch aufs Korn genommen.
Erzählt wird aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Mohammed, der als ältester Sohn der Familie mit 40 Jahren eigentlich schon verheiratet sein sollte, dem allerdings so gar nicht der Kopf danach steht, da er auch immer noch Jungfrau ist und sein Sexleben nicht in einer Ehe verschwenden will. Er will nur seine persönliche Freiheit. Bei seinem Versuch diese zu finden, entfernt er sich vor allem immer mehr von seiner Religion, glaubt die Freiheit läge darin, in einer eigenen Wohnung zu leben, auszubleiben so lang er möchte und vor allem in lockeren Beziehungen zu weißen Frauen. Dabei trifft er nicht nur jedes Fettnäpfchen, sondern vor allem auch immer wieder auf Frauen, die nicht weiß sind, sondern, wie er auch, arabischer Herkunft. Und auch die Sache mit lockeren Beziehungen gestaltet sich als nicht ganz einfach...
Einen Stern Abzug bekommt das Buch, da mir das Ende nicht so gut gefallen hat. Ich hätte mir für Mohammed einen etwas anderen Ausgang der Geschichte gewünscht.
Ein herrlich erfrischendes Buch, das uns mal wieder zeigt, dass man tolerant und offen für andere Kulturen und Religionen sein sollte, da sowieso keine die perfekte ist und das der Weg in die Freiheit oft etwas anders ist, als wir ihn uns vorstellen und wir auf unserem Weg dorthin in erster Linie uns selbst im Auge behalten sollten um uns nicht zu verlieren.

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