13.11.10

Rotkäppchen muss weinen - Beate Teresa Hanika


u1_978-3-596-80858-8KLAPPENTEXT:
Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinab fahren sieht. Rotkäppchen – weil in dem Korb Wein und Essen für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen – weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen – weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat.

ZUR AUTORIN:
Beate Teresa Hanika ist eigentlich Fotografin, hat aber auch eine Zeitlang als Model gearbeitet und schreibt schon seit ihrem zehnten Lebensjahr Geschichten und Gedichte. „Rotkäppchen muss weinen“ ist unteranderem mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet. Außerdem war das Buch 2010 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
EIGENE MEINUNG:

Ganz sanft und sensibel erzählt die Autorin eine Geschichte über sexuellen Missbrauch innerhalb der Familie. Eine Geschichte, die das Innerste eines 13-jährigen Mädchens ausbreitet, dass nicht nur mit den Konflikten konfrontiert wird, die das Teenager leben so mit sich bringt, sondern auch mit innerfamiliären Problemen. Dem sexuellen Missbrauch durch ein Familienmitglied.

Die Protagonistin ist ein normales Mädchen, das mit seiner besten Freundin eine scheinbar glückliche Kindheit verbringt. Sie spielen in einem alten Haus und tun das, was andere Kinder in ihrem Alter auch tun. Bis ihre Freundin Lizzy in den Osterferien in den Urlaub fährt und Malvina ihren Großvater allein besuchen muss.

Nicht selten kommt es vor, dass Mütter oder andere Familienmitglieder wissen, dass ihre Töchter vom Vater oder Großvater missbraucht werden und nichts dagegen tun, weil sie es nicht wahrhaben wollen oder sich nicht den Konsequenzen stellen wollen, die mit einer Auseinandersetzung dieses Problems anstehen. Auch in diesem Buch besteht das Problem der Verdrängung. Die Autorin schafft es, dies noch eindringlicher darzustellen, indem sie Malvinas Familie sehr konservativ kreiert. Der Großvater ist das Familienoberhaupt, seine Worte sind gewichtig und seinen Anweisungen wird bedingungslos Folge geleistet. Die Worte eines 13-jährigen Mädchens zählen da nicht. Schon gar nicht, wenn es damit die ganze Familie durcheinander bringt, die eh schon labile Mutter noch mehr belastet und sich auch noch von einer ausländischen Mitbürgerin anstacheln lässt. Das veranlasst Malvina, wie es in der Realität auch so oft ist, dazu, zu denken, dass sie im Unrecht ist und dass ihr alle böse sind, wenn sie dem Opa nicht gehorcht. Dazu kommt, dass Mädchen in dieser Situation sich niemandem anvertrauen können, weil sie eingeredet bekommen, dass ihnen eh niemand glaubt und dass sie es eigentlich ja auch selbst schuld sind, dass ihnen das passiert.

Beate Teresa Hanika hat eine sehr angenehme, sensible, bildliche Schreibe, die man gern liest. Sie lässt Malvina ein wenig naiv und kindlich erzählen, was den Leser sehr berührt. Um Malvinas Gefühle und Gedanken wirkungsvoller zu machen, wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Ohne Details darüber erzählen müssen, was Malvina wirklich passiert, schafft sie es, den Leser am Herz zu packen und aufzurütteln. Ich denke, dass es ein Buch ist, das Mädchen, die sich in solch einer schrecklichen Situation befinden Mut machen könnte. Das ihnen verdeutlicht, dass sie auch wenn es so scheint, nicht allein sind. Das ihnen zeigt, dass sie nicht im Unrecht sind und Mut macht, sich ihr Recht einzufordern.
Ein berührendes Buch sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene.

# Broschiert: 222 Seiten
# Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 1 (1. Oktober 2010)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3596808588
# ISBN-13: 978-3596808588

Ich bedanke mich herzlich beim Fischerverlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

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