31.03.11

Adams Erbe - Astrid Rosenfeld



978-3-257-06772-9INHALT:
Edward Cohen lebt in Berlin, hat dort eine kleine Boutique und ist unter dem Namen Ed M.C. Total angesagt. Nach dem Tod seiner Großmutter reist er nicht nur zurück in die Wohnung, in der er seine Kindheit verbracht hat, sondern auch zurück in die Vergangenheit. Denn dort findet er ein Buch. Das Vermächtnis seines Großonkels Adam, der darin seine Geschichte in der Zeit des zweiten Weltkriegs aufgezeichnet hat.
ZUR AUTORIN:
Astrid Rosenfeld wurde 1977 in Köln geboren, ging nachdem Abitur zunächst für ein paar Jahre nach Kalifornien, wo sie am Theater arbeitete. Zurück in Deutschland begann sie eine Schauspielausbildung in Berlin. Später arbeitete sie als Cast Directorin, unter anderem bei den Kinofilmen "Muxmäuschenstill" (2004, Regie: Marcus Mittermaier) und "Knallhart" (2006, Regie: Detlev Buck).
"Adams Erbe" ist ihr erster Roman.
EIGENE MEINUNG:
Ich habe noch nie einen Debütroman gelesen, der so sprachgewaltig und so gut durchdacht ist, wie "Adams Erbe". Sofort erkennt man, dass Astrid Rosenfeld eine ganz große Geschichtenerzählerin ist. Das macht sich nicht nur darin bemerkbar, dass der Haupterzählstrang einfach grandios ist, sondern auch in der Art und Weiße, wie sie ihre Nebenfiguren kreiert hat und in der Geschichte leben lässt. Jede noch so kleine Nebenfigur, und sei ihr Auftritt noch so kurz, ist nicht nur einfach eine Nebenfigur, sondern wird durch ihre eigene kleine Geschichte zum Leben erweckt. Dies gibt dem Roman eine ganz besondere Art Lebhaftigkeit, die dem Leser die Geschehnisse eindringlicher machen.
Ihre Schreibe ist leicht und schnell zu lesen und trotzdem erlangt sie ein hohes Niveau. Sie verarbeitet eine Ironie, die sehr an die Ironie des Schicksals erinnert, das eine große Rolle in "Adams Erbe" spielt. Durch diese Eigenheit bringt sie ganz besonders die Unsinnigkeit des Antisemitismus und der Naziherrschaft auf den Punkt. Dieses Unsinnige "den Worten eines Führers" folgen, dessen Hintergründe man zwar nicht versteht, denen man aber dennoch bedingungslos folgt und sei es um Ruhm und Ehre zu ernten und sich auf den Lorbeeren und dem damit verdienten Geld auszuruhen, zu faul sich eine eigene Meinung zu bilden. Dies stellt sie ganz besonders auf zwei unterschiedliche Arten in den Lebensläufen und Gepflogenheiten von Geigenlehrer Bussler und Adams "Kamerad" Bubi Giesler dar.
Mit wenig Worten und ohne die Taten, die im zweiten Weltkrieg begangen wurden, beim Namen zu nennen, gelingt es ihr die Grausamkeit dieser Zeit darzustellen und ebenso zu berühren, wie aufzurütteln. Die ganze Szenerie in das Lager der Verantwortlichen zu verlegen, hat mich anfangs etwas skeptisch gemacht. Es könnte der Verdacht aufkommen, dass die Gräueltaten heruntergespielt werden. Dies ist aber überhaupt nicht der Fall, denn obwohl sie eigentlich damit ein bisschen "drumherum spielt", trifft sie den Nagel so auf den Kopf, dass ich manchmal am liebsten laut geschluchzt hätte.
Es ist aber auch die Geschichte von wahrer Liebe, von Träumen, von Verantwortung und von Freundschaften, die, um es mit Eddas Worten zu sagen, gelebt werden "so gut es halt geht".
Ich habe das Buch regelrecht verschlungen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, dann hätte ich keine zwei Tage benötigt, sondern es in einem in mich eingesogen.
FAZIT:
Mit einem Kloß im Hals blicke ich zurück auf ein Buch, das mir Gänsehaut verursacht hat, wie eine eisige Winternacht. Das mit wenigen Worten, ebenso trüb wie fröhlich, auf dem Herzen des Lesers liegt. Ein Buch für alle, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind.
  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (22. Februar 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 9783257067729
  • ISBN-13: 978-3257067729
  • 21,90 €

Kuh 5
Herzlichen Dank an Diogenes Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

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