28.07.11

27 - Kim Frank


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Mika hat Angst. Angst vor dem Tod. Dem Tod mit 27. Die Zahl verfolgt ihn, so wie sie die meisten großen Musiker verfolgt hat, die dann zu Mitgliedern des Klub 27 wurden, doch Mika hat nichts mit Musik zu tun. Das Bewusstsein niemand zu sein, treibt ihn dazu, jemand gewesen sein zu wollen, und er tut alles, um seinen selbst auferlegten Fluch zu erfüllen. Er wird einer der Großen, eine Ikone, lebt ein Leben, das er nicht mehr kontrollieren kann, das unaufhaltsam auf sein Ende zusteuert.

ZUM AUTOR:
Kim Frank wurde 1982 in Flensburg geboren. Er spielte in der Band „Echt“, mit der er einige Erfolgshits landete und veröffentlichte ein Soloalbum. „27“ ist sein Debütroman.
EIGENE MEINUNG:
Was erwarten wir von einem ehemaligen Teenie Star, der ein Buch über Musik schreibt? So oder so ähnliche Kommentare lesen wir vermutlich in fast jeder Rezension oder Kritik über Kim Franks Debütroman „27“. Doch was uns wirklich erwartet hat wohl kaum einer vorausgesehen: Ein Buch mit einer tiefgründigen, nachdenklichen Geschichte, verfasst in einer grandiosen Schreibe, die mitzieht und den Leser so zu fesseln vermag, dass ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.
In „27“ dreht sich alles um Mika und seine Angst vor der 27. Begegnet ihm eine Zahl versucht er sie krampfhaft durch bilden der Quersumme, multiplizieren oder ähnliches auf 27 zu bringen. Dies ist seine schlimmste Neurose, die gepaart mit Panikattacken, sein Leben erschwert und ihn zu der Annahme bringt, dass er sein Leben im Alter von 27 Jahren beenden wird.
Mika ist der Hauptpunkt der Geschichte, wovon uns die Nebenfiguren, die zwar gut kreiert, aber eher oberflächlich gezeichnet sind, nicht ablenken können. Auf keinen anderen Charakter geht der Autor auch nur annähernd so ein, wie auf den Protagonisten. Dies Stilmittel hat mich anfangs etwas verstört, da ich mich z.B. oft fragte: „Und was ist jetzt mit der Mutter? Freunden? Familie?“ Doch eigentlich hilft es dem Leser sich auf das wesentliche zu beschränken. Was nützt es sich mit Floskel haften Nebengeschichten aufzuhalten, wenn die Art des Protagonisten so Aussagekräftig ist?!
Mikas Leben besteht, wie das der ganz großen Musiker, aus Sex, Drugs, Rock`n`Roll. Was auf T-Shirts, Buttons etc. als Leitspruch einer Gruppierung gilt, die darauf aufmerksam macht, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießt, gelingt es Kim Frank auf drastische Art und Weise die Schattenseite dieser Lebenseinstellung darzustellen. Ich habe niemals beim Lesen gedacht: „Whow, cooles Leben als Rockstar.“ Eher war ich geschockt über die Einsamkeit und den Druck der Öffentlichkeit, unter denen Mika zu leiden hatte. Dies, gepaart mit seinen neurotischen Zügen, lassen ihn sehr bemitleidenswert wirken.
Nach der ersten Hälfte der Geschichte springen wir etwa 8 Jahre in der Zeit. Mikas Leben hat sich schlagartig geändert, die Ereignisse kommen Knall auf Fall und mit ihnen auch der psychisch emotionale Abstieg. Was zunächst unglaubhaft wirkt, stellt die Schnelllebigkeit des Musikbusiness dar und mit ihr den Hype, der um Personen der Öffentlichkeit entsteht, die vor Publikum immer wieder eine Show abziehen müssen und von denen niemand genau weiß, was in ihnen vorgeht. Diese Oberflächlichkeit zeigt sich besonders an Mikas Verhältnis zu Manager Josh und seiner Position in der Band.
Die Handlung an sich ist nicht spannend. Es gibt kein Rätsel, das aufgelöst werden muss und Mika birgt auch kein großes Geheimnis, das es aufzudecken gilt. Und doch ist das Buch ein wahrer Pageturner, denn die sprachliche Qualität, mit der Kim Frank seinen ersten Roman erzählt, kann sich mit einer Reihe großartiger Autoren messen. Vor allem das Ende ist ganz großes Kino mit passendem und bedrückendem Gänsehauteffekt.
FAZIT:
Kim Frank ist ein Debüt gelungen, das mich beeindruckt hat. Ich hoffe sein Ausflug ins Schriftstellergewerbe bleibt keine Eintagsfliege und es gibt bald wieder ein Buch von ihm, das mich so nachhaltig beeindruckt wie dieses.
BEWERTUNG:
Kuh 45
BUCHDETAILS:
  • Taschenbuch: 256 Seiten
  • Verlag: rororo (2. Mai 2011)
  • 12,99 €
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3499215772
  • ISBN-13: 978-3499215773

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