04.02.14

Die große Wildnis - Piers Torday

Klappentext:


In einer Welt, in der keine Tiere mehr existieren, kommt sich auch der 12-jährige Kester manchmal vor wie der Letzte seiner Art. Zumindest in dem Mentorium für Problemkinder, in dem er lebt und wo alle so tun, als sei mit ihm etwas nicht in Ordnung. Als er dann auf einen Schwarm sprechender Tauben trifft, denkt Kester, jetzt werde er völlig verrückt.
Aber diese Tiere haben ihm etwas mitzuteilen …
Sie befreien Kester und bringen ihn in die Wildnis zu einem Ort, an dem die letzten wilden Tiere verborgen vor der Welt überlebt haben. Ihr weiser Anführer, ein mächtiger Hirsch, bittet Kester um Hilfe, und gemeinsam begeben sie sich auf eine große Reise, begleitet von einem vorwitzigen Wolfsjungen, einer eitlen Katzendiva, einer tanzenden Feldmaus, einer philosophischen weißen Taube und einem eigensinnigen Mädchen namens Polly.

Autor:
(Quelle: cbj)


Piers Torday stammt ursprünglich aus Northumberland. Er begann seine Karriere als Autor am Theater und für Live-Comedy-Shows. Zuletzt schrieb er fürs Fernsehen und entwickelte dort Programmideen. Piers' Vater ist der berühmte Autor Paul Torday (Lachsfischen im Yemen). »Die Große Wildnis« ist Piers' erster Roman.

Eigene Meinung:


Egal wie hin und her gerissen ich in meiner Meinung über das Buch "Die große Wildnis" bin, eins kann ich auf jeden Fall schon mal vorwegnehmen: Es ist etwas besonderes!!

Der 12-jährige Kester lebt in einer Art "Besserungsanstalt" für Problemkinder. Denn seit seine Mutter Laura an der roten Pest verstorben ist, redet er nicht mehr. Seit ca. 6 Jahren bringt er kein einziges Wort mehr heraus. Egal wie sehr er sich auch anstrengt, nichts passiert. Aber eigentlich ist das auch egal, denn im Mentorium hört ihm sowieso keiner zu. Man verspottet und hänselt ihn, aber wirklich reden will eh keiner zu ihm. Bis er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf hört, die von niemand anderem kommen kann als von den Insekten in seinem Zimmer. Ist er jetzt womöglich auch noch verrückt geworden??!

Denn nicht nur er hört sie Tiere, sie scheinen auch zu hören, was er mit ihnen redet. Als dies geschieht in seinem Kopf und scheint ja nun wirklich nicht real zu sein. Als die Tiere, angeführt von einer Kakerlake, dem General, jedoch eine irrsinnige Rettungsaktion starten, um ihn aus dem Mentorium zu befreien und ihn dann in einen Wald bringen, wo er schon von einem Schwarm Tiere erwartet wird, die es eigentlich gar nicht mehr geben dürfte, denn sie wurden von der roten Pest ausgerottet, da wird Kester plötzlich klar: der Traum ist Wirklichkeit. Und ehe er sich versieht wird er zum Retter ernannt. Ob das funktioniert nach all den Jahren in Gefangenschaft, in einer Welt, die trostlos und leer ist?

Piers Torday hat einen Roman erschaffen, der in einer dystopischen Welt spielt, in der Menschen von einer Krankheit befallen wurden, die sie sich nicht erklären können. Wie es so oft der Fall ist, wird die Schuld auf andere geschoben. Hier sind es die Tiere, denn sie sind wehrlos und der Willkür, der Macht, aber auch den Ängsten der Menschheit ausgeliefert. Eine Welt, die vielleicht ein bisschen überzogen dargestellt ist, aber dennoch in ihrer Entstehung Parallelen zu den Problemen aufweist, die in der Realität nicht abzuweisen sind. Umwelt- und Tierschutz werden hier, gut verpackt in ein spannendes Abenteuer, für Kinder und Jugendliche dargestellt. Sprachlich ist der Roman definitiv der Zielgruppe von Kindern ab 10 Jahren angepasst, inhaltlich im Grunde auch, allerdings werden sicher nicht alle Kinder dieser Altersklassen ihr Augenmerk auf die von Torday angesprochene Problematik wenden können, da es sicher teilweise noch an Verständnis mangelt.

Die Schreibe des Autors ist, wie gesagt, leicht verständlich, aber dennoch muss man sich erst darauf
einlassen können, was bestimmt dem Zielpublikum Kinder, die sich von der märchenhaften Fantasie Tordays viel mehr anstecken lassen können, als manch festgefahrener Erwachsener, der zum Buch greifen wird, leichter fallen wird.

Ein großes Lob bekommt der Autor von mir für seine Herzlichkeit, das Ausleben von Emotionen, die auch mich packen konnten und für seine Liebe zum Detail, mit der er vor allem die Figuren so wunderbar konstruiert hat. Selbst das kleinste Insekt hat so viel Charakter, dass es authentisch und lebendig wird. Dabei setzt Torday nicht nur Gefühl, sondern auch Humor ein, kreiert Figuren, die wir lieben, aber auch welche, die wir hassen können. Eine Eigenschaft, die einem Roman so viel Leben einhaucht, das man sich gern darin verliert.

Im Grunde ist die Geschichte in sich abgeschlossen, der Autor hat für Kester jedoch weitere Abenteuer vorgesehen.


Fazit:


"Die große Wildnis" ist ein Fabel ähnliches Abenteuer, das schön verpackt mit dem Finger darauf zeigt, wie sehr Macht- und Geldgier unsere schöne Tierwelt zerstören können. Es ist als ob die Tiere aus dem Talerwald aufbrechen, um, gemeinsamen mit zwei Kindern, die ein reines Herz voller Mut und Tapferkeit, wieder Ordnung und Freude in eine dystopische Welt zu bringen. Man sollte viel öfter mal die Ohren für die Belange der kleinen Wesen, egal ob Kind oder Tier, öffnen, das legt uns Piers Torday auf sehr herzliche, gefühlvolle und bewegende Art nahe.

Buchinfo:


CBJ (November 2013)
384 Seiten
16,99 €
Originaltitel: The Last Wild
Übersetzerin: Petra Koob-Pawis
hier kaufen

3 Kommentare:

  1. Ich habe das Buch im Dezember gelesen und fand es auch wirklich toll. Es ist was ganz besonderes, Sehr hintergründig aber trotzdem kein Moralapostel. Ich freue mich, dass das Buch dir auch gefallen hat und hoffe, dass es noch viel mehr Leser und Aufmerksamkeit bekommt :)
    LG Anja aka iceslez von librovision.blogspot.com

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    1. Hallo Anja,

      du bringst es auf den Punkt :)
      Ich finde auch, dass es in erster Linie ein Abenteuerroman ist, der sich deutlich von anderen abhebt und erst in zweiter Instanz ein Buch, das Kritik ausübt.

      LG Nanni

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  2. Liebe Nanni,
    Ich war bei dem Buch sehr zwiegespalten und hab mir wirklich überlegt, ob die Message des Buches für Kinder gut ist. Ich fand es sehr depri, für Kinder (und es ist eben ein Kinderbuch) sehr negativ in der Grundstimmung. Ausserdem waren mir die Tiere extrem unsympatisch und jeder Erwachsene hatte einen an der Waffel. Anfang war ich völlig gebannt, als Kester in der Klinik ist, aber dann ... Naja, iwie wurde ich damit nicht richtig warm. Vielleicht war's auch einfach der falsche Zeitpunkt für das Buch ;-)
    Liebste Grüsse,
    Damaris

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