21.02.14

Und auch so bitterkalt - Lara Schützsack



 

"Können die Sterne mich sehen?
Habe ich in meinem Leben Wünsche frei?
Gibt es irgendwo jemanden, der die Antwort weiß?
Ich schließe die Augen.
und warte."
 
Wie beschreibt man ein Büchlein, das auf knappen 176 Seiten so unglaublich intensiv ist, dass es den Leser aufgewühlt und berührt zurücklässt, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten? Denn eins ist gewiss, "Und auch so bitterkalt" lässt sich nicht einfach nur beschreiben und empfehlen. Das muss jeder selbst erleben.

"Lucinda trägt ein feuerrotes Sommerkleid, so ein Rot, das weh tut, und wenn man das Kleid essen würde, dann wäre es bestimmt hochgiftig und würde wilde Halluzinationen hervorrufen."
 
Lara Schützsack, deren Drehbuch "Draußen ist Sommer" im Jahr 2013 im Kino lief, hat ein Debüt erschaffen, das von der ersten Seite an seine volle Wirkung auf den Leser entfaltet. Das mit Gefühlen und Poesie seine ganze Kraft und Magie ungefiltert auf den Leser loslässt und ihn gleichzeitig so sanft und zart berührt wie ein lauer Sommerwind. Dieser Roman, dessen Seiten sich mehr und mehr mit Stille und Dunkelheit füllen, langsam an Farben und Licht verlieren, ist fröhlich und traurig zugleich und erzählt damit deine Geschichte, von der sich niemand wünscht, diese in der Realität miterleben zu müssen, in der Fiktion der Erzählkunst jedoch nicht davon ablassen kann. Dank der bereits erwähnten Schreibe der Autorin, die damit zwei Protagonsitinnen erschaffen hat, an die sich die Leserwelt noch lange zurück erinnern wird. "Weißt du noch damals, als diese beiden Mädchen, Lucinda und Malina ... eine Tragödie." Und trotzdem treiben sie uns nicht nur Tränen in die Augen, sondern auch ein Lächeln aufs Gesicht.

Ja so ist es. Lucinda löst die unterschiedlichsten Emotionen aus. Sie kann begeistern mit ihrer Fantasie, ihrem Einfallsreichtum, kann schockieren mit ihren verrückten Ideen, ihrer Art sich zu kleiden und ihren Freizeitbeschäftigungen. Und sie kann mich wütend machen damit, wie sie mit ihren Mitmenschen umgeht, wie wenig sie auf andere achtet und sich selbst immer wieder in den Mittelpunkt spielen muss. Aber verkennen wir sie da vielleicht? Muss sie mit den Gefühlen der Jungs spielen, um ihre Unsicherheit, ihre eigenen Änsgte zu überdecken? Spielt sie mit der Macht, die sie über andere hat um sich selbst entdecken zu können? Bewegt sie sich immer am Abgrund, am Rand des Feuers, um das Leben spüren zu können?

Lucinda, das Mädchen, das ist wie ein Geist, unsichtbar und unergründlich für denjenigen, der nicht an sie glaubt. Immer mehr verblassen die Schleier ihrer Umrisse ...

"So ist es immer mit meiner Schwester. Wenn sie geht, nimmt sie alle Farben mit sich."

An Lucindas Seite die treue Begleitung ihrer kleinen Schwester Malina. Malina, die Lucinda verehrt, vergöttert, alles für sie tun würde und immer, aber wirklich immer an sie glaubt. Die gelernt hat in Lucindas Schatten zu leben und in Wirklichkeit doch einer ihrer Stützpfeiler zu sein. Vielleicht ihr einziger und damit einfach nicht stark genug.

Licht und Schatten, Farbe und Dunkelheit, die Ödnis der Einsamkeit, zwei Schwestern und viele Gefühle. Ein Buch, das berührt und nachhaltig im Herzen bleibt.
 
" `Weil der Schmerz entweder in den Gedanken oder im Körper lebt, und bei mir war er schon von geburt an in den Gedanken.´"
 

Buchinfo:

 
Fischer KJB (Februar 2014)
176 Seiten
12,99 €

9 Kommentare:

  1. So, jetzt musste ich natürlich auch deine Rezi schmökern. Das Zitat mit den Farben ist uns wohl beiden ins Auge gesprungen ;-) Es beschreibt Lucinda einfach gut. Die Fragen, die du dir über Lucinds stellst, sind super. Ich hab mich auch oft über sie geärgert, aber mir tat sie auch leid. Denke, sie konnte einfach nicht aus ihrer Haut u. war im Grunde unsicher. Besonders gegen Ende wurde das Buch sehr dramatisch und emotional. Ein tolles Buch! (psst, im ersten Wort/Zitat hat sich noch ein Buchstabendreher eingeschlichen ;-))
    Grüß dich ganz lieb!
    Damaria

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    1. Ja ein sehr emotionales Buch, in dem das Thema sehr gut umgesetzt wurde, was nicht einfach ist. Wenn ich mich recht erinnere, dann hast du "Das Lied der Träumerin" auf deinem SuB ...? Ähnliches Thema, ähnlich und irgendwie doch sehr anders umgesetzt. bin mal gespannt, was du dazu sagst :)

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    2. Ja, die Träumerin ist noch auf meinem SuB. Möchte ich bald lesen ... :-*

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  2. Wow! Das Buch klingt wunderschön *--*
    Ich muss es einfach lesen :)
    Danke für die Tolle Rezi!

    Viele liebe Grüße,
    Jasi ♥

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  3. Tolle Worte die du wunderbar treffend für dieses Kleinod gefunden hast.
    Auch ich glaube, dass sie ihre Unbeholfenheit und Unsicherheit, ihre Ängste und Sorgen überspielen wollte. Sie meinte, die Starke und Schöne mimen zu müssen. Dieses Bild, das die Autorin von ihr erzeugt, passt perfekt zu Lucindas Krankheitsbild. Gut finde ich, dass diese Krankheit aber dennoch nicht im Vordergrund steht, sondern es ganz um die Zerrissenheiten der einzelnen Figuren geht .. ob nun die Kleine, die Große, die Beschützerin der Herde oder der Bewahrer der Engel..
    Liebe Grüße
    Jimmy

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  4. Was tust du nur meiner Wunschliste an, die wird bald noch platzen!
    Klingt ganz nach einem Buch, das ich lesen muss - zumal ich solche Geschwisterbeziehungen in Romanen sehr mag.

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    1. Ja, wobei, wenn es dir um die Geschwisterbeziehung geht, dann lies unbedingt "In einem anderen Himmel" von Jeannette Walls. Das finde ich sogar noch ein kleiens bisschen toller. Vor allem in Bezug auf die Protagonistinnen.

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