20.02.14

Unland - Antje Wagner

Klappentext:

Die vierzehnjährige Franka muss von Berlin nach Waldburgen ziehen, in ein Elbdorf mitten in Sachsen- Anhalt. Sie ist der "Neuzugang" im Haus Eulenruh, einem Wohnprojekt für sieben Kinder und Jugendliche. Doch irgendetwas stimmt nicht in dem Ort. Wieso schweigen die Erwachsenen so beharrlich, wenn man sie auf das verlassene Dorf Unland, diese Ruinenlandschaft am Waldrand, anspricht? Als plötzlich ein Junge aus dem Haus Eulenruh verdächtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, gründet Franka eine Bande. Während die "Eulen" versuchen herauszufinden, wer hinter der Verleumdung steckt, stoßen sie auf ein viel größeres und unheimlicheres Geheimnis.


Autorin:
(Quelle: bloomsbury)

Antje Wagner, geboren 1974 in Lutherstadt Wittenberg, studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften in Potsdam und Manchester. Sie schreibt Romane und Erzählungen und übersetzt auch aus dem Englischen. 2009 erhielt sie den Mannheimer Feuergriffel für Kinder- und Jugendliteratur, 2010 wurde "Unland" mit dem ver.di Literaturpreis Berlin Brandenburg ausgezeichnet.

Eigene Meinung:

Antje Wagner ist für mich keine Neuentdeckung, denn "Unland" ist bereits das zweite Buch aus ihrer Feder, das ich gelesen habe. Neu ist für mich auch nicht die Tatsache, dass Antje Wagner ihr Handwerk mehr als versteht und gekonnt einsetzt. Neu ist für mich jedoch, dass es ihr gelungen ist mich noch mehr zu begeistern als sie es ohnehin schon getan hat und mit einem völlig unvorhersehbaren Ende mehr als zu überraschen.

Mittelpunkt ihrer Geschichte ist das Haus Eulenruh, eine Erziehungsstelle für Kinder, die aus ihren Familien herausgenommen werden mussten oder deren Familien überhaupt nicht mehr existieren. Jeder einzelne hat seine Geheimnisse, hat Dinge erlebt, die viele sich nicht einmal vorstellen können und die jeden einzelnen auf verschiedenste Art geprägt haben. Bei Andreas und Vera Kämpf bekommen sie die Möglichkeit wieder ein Gefühl von Familie zu erleben.

Doch dies ist gar nicht so einfach. In der Schule bleiben sie weiterhin Außenseiter. Ecken überall an, ohne das zu wollen, werden gemobbt und zu Handlungen provoziert, die sie nicht voraussehen konnten, und in Schubladen gezwängt, in denen sie es sich allmählich wohnlich machen. Doch irgendwann geht es über die gewöhnliche Hetze hinaus. Schwere Anschuldigungen belasten die Gemeinschaft. Wer steckt wirklich dahinter? Und was hat das brachliegende und angsteinflößende Unland, das durch einen Hochsicherheitszaun umgeben ist, damit zu tun?

Antje Wagner gelingt es immer wieder eine Atmosphäre aufzubauen, mit der sie den Leser nicht nur fesseln, sondern auch ins Buch hineinreißen kann. Schnell erliegt man den von ihrer kraftvollen Schreibe ausgehenden Sog und versinkt voll und ganz im Buch. Erlebt Emotionen, Angst und Schrecken, Wut und Hilflosigkeit am eigenen Körper. Und dennoch liest man den Roman nicht einfach so weg, sondern wird sozusagen vom Buch zu Bedächtigkeit und Aufmerksamkeit gezwungen. Es nimmt sich die Aufmerksamkeit, die es benötigt, so dass Raum bleibt tiefgründig, eindringlich und nachhaltig auf den Leser einzuwirken.

Dem Leser geht es ein bisschen so wie Franka mit Unland, dass immer wieder an ihr zu zerren scheint, ohne dass sie es bemerkt. Dieses Gefühl löst auch die Autorin bei mir aus. Ohne dass ich es bemerke leitet sie mich durch die Geschichte, ich folge ihrem Pfad, wohlwissend, wo dieser endet, um dann doch wieder auf einer Kreuzung zu stehen, an der ich mir meine eigenen Gedanken machen muss. Ich liebe diese Art von Schreibe, die sich zum ende des Buches noch einmal zuspitzt und dem Leser Freiraum für eigene Gedankengänge und Ideen lässt.

Die Figuren in "Unland" sind unglaublich authentisch dargestellt. Antje Wagner berichtet davon in iherer eigenen Kindheit Freundschaften zu "Heimkindern" geschlossen zu haben. Weiß um deren Schicksalsschläge und Schwierigkeiten der Eingliederung. Das ist mehr als deutlich zu spüren.

 

Fazit:

"Das Schreiben hat Antje Wagner voll drauf!!". So oder so ähnlcih würden es wahrscheinlich die jugendlichen Protagonisten von Antje Wagners Roman "Unland" beschreiben. Ich kann ihnen da nur zustimmen, denn nicht nur ihre Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen, sondern auch die Art der Schreibe, der sympathischen Autorin. Ihre Bücher leben, entwickeln eine emotionale Dynamik und regen zum Nachdenken an. "Unland" hat es mit seiner Mischung aus Geheimnissen, Emotionen, nachhaltigen Schicksalen authentischer Charaktere und einem Hauch Mysthik gepaart mit Psycholgie, ganz sicher auf die Liste der Bücher geschafft, die mir noch lange im Kopf bleiben werden.

Buchinfo:

Bloomsbury Taschenbuch (September 2010)
379 Seiten
9,95 €
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1 Kommentar:

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