30.10.14

Drei auf Reisen / David Nicholls



"'Wer redet denn von Einbrechern? Ich sagte, ich habe das Gefühl, unsere Ehe ist am Ende, Douglas. Ich glaube, ich will dich verlassen.'
Eine Weile saß ich stumm auf der Bettkante.
'Na ja, wenigstens sinds keine Einbrecher', sagte ich schließlich, doch keiner von uns lächelte, und beide machten wir in dieser Nacht kein Auge mehr zu."

Connie und Douglas sind über zwanzig Jahre verheiratet, als Connie ihre Befürchtung äußert, sich von Douglas trennen zu wollen. Ihr Sohn Albie wird demnächst ausziehen, seine eigenen Wege gehen. Was hält sie da noch zusammen? Was nützt es an Ereignissen aus der Vergangenheit festzuhalten, wenn eine gemeinsame Zukunft doch so trostlos aussieht?

Vor Albies Auszug will man erst noch mal gemeinsam reisen. Eine "Grand Tour" quer durch Europa. Paris, Madrid, Venedig, Amsterdam und so weiter. Eine Reise, die alle näher bringen soll. Connie und Douglas, aber auch Douglas und Albie, denn Vater und Sohn sind sehr unterschiedlich und nahe waren sie sich noch nie, obwohl Douglas sich doch wirklich um ihn sorgt. Was als Kultur- und Wohlfühltrip geplant war, entwickelt sich schnell zu Party, Tragödie, Missverständnissen, aber auch ganz neuen Erkenntnissen, die am Ende jeder für sich und sein kommendes Leben mitnehmen kann.


"Drei auf Reisen" ist nach "Zwei an einem Tag" das zweite Buch, das ich vom sympathischen britischen Autor David Nicholls gelesen habe. "Zwei an einem Tag" war so erfolgreich, dass es sogar verfilmt wurde. Vergleichbar sind die Bücher auf keinen Fall und doch ist "Drei auf Reisen" wieder ganz wunderbar, noch charismatischer als sein Vorgänger und definitiv ein Garant für schlaflose Nächte, denn einmal begonnen mag man diesen Roman, der sich im Genre "Dramedy" - das man bisher nur aus der Filmbranche kannte (ich zumindest)-, ansiedelt, nicht mehr aus der Hand legen kann.

Was ist das Geheimnis am Erfolg dieses Buches? Es ist wohl der wunderbare Erzählton des Autors, die abenteuerlichen teils witzigen, teils dramatischen Geschichten, die Douglas, Connie und Albie erleben und ganz besonders die Charaktere.

"Tja, ich habe noch genau dieselben Gefühle für sie wie damals, will heißen: sehr starke. Wir hatten so wenig gemeinsam , trotzdem schien sie mehr Esprit, Anmut und Leben in sich zu haben, als alle anderen im dem überfüllten Raum oder überhaupt in meiner damaligen Welt."

Protagonist Douglas, Wissenschaftler, mit solidem, aber auch staubigem Grunddenken ausgestattet, Gefühlsarm und wenn dann finden diese zwar in seinem inneren statt, finden aber selten den Weg nach außen. Genauso wie die richtigen Worte, die ihm nie im passenden Moment einfallen wollen, seiner Frau Connie aber so leicht über die Lippen kommen. Connie war einmal das genaue Gegenteil von ihm. Rebellisch, chaotisch, künstlerisch. Und dennoch hat sie sich damals für ihn entschieden. Eine ganze Weile sind sie gemeinsam ihren Weg gegangen, haben Höhen und Tiefen überstanden, den Tod des ersten Kindes, das sehnsüchtige Warten auf Albie, dessen Pubertät und alle damit zusammenhängenden Einfälle und Eskapaden. Connie ist diejenige die die Familie zusammenhält, sie ist die Brücke zwischen Vater und Sohn, das Verbindungsstück zwischen Douglas' Labor und der realen Welt. Was passiert, wenn sie weggeht?



Mit sehr viel Charme, Herz und Witz hat David Nicholls einen Roman geschrieben über den ich zu sagen wage, dass er den Zeitgeist der Midlife Generation wiederspiegelt: Ein gemeinsamer Lebensweg ist bestritten, die Sorge um die Kinder wird weniger, man hat es geschafft sie einigermaßen oder doch ganz gut aufzuziehen, so dass sie ihren eigenen Weg gehen können. Nun ist man selbst wieder an der Reihe glücklich zu sein, eigene Wünsche und Ziele zu verfolgen, nachdem man jahrelang alles für die Kinder zurückgestellt hat. Eine neu gewonnene Freiheit, die man vielleicht lieber allein bestreiten will. Menschen entwickeln sich in eine gemeinsame Richtung oder eben in verschiedene. Ich glaube kein Paar versucht dies auf so sympathische, witzige, aber doch auch irgendwie traurige Art zu lösen wie Douglas und Connie.

Buchinfo:

KEIN & ABER (Oktober 2014)
544 Seiten
22,90 €
Originaltitel: Us
Übersetzerin: Simone Jakob



1 Kommentar:

  1. Das Buch muss ich unbedingt noch lesen! Seit ich weiß, dass es ein neues Buch vom Autor eines meiner absoluten Liebliongsbücher gibt (Zwei an einem Tag) fiebere ich dieser Geschichte entgegen. Der Preis hat nich leider noch etwas abgeschreckt....vielleicht wünsche ich es mir zu Wehnachten ;)

    AntwortenLöschen

Hallo,
schön, dass du hier her gefunden hast. Ich freue mich über deinen Kommentar.
Mit dem Absenden deines Kommentars gibst du dich einverstanden, die bestehenden Datenschutzbestimmungen (s. entsprechende Seite auf meinem Blog) zu akzeptieren.
Liebe Grüße,
Nanni