12.11.14

Wild Cards 01 / George R.R. Martin (Hrsg.)


"Das Spiel der Spiele", so der Untertitel des ersten Romans der "Wild Cards"- Reihe, der ein Gemeinschaftsprojekt vieler sehr begabter Autoren ist und von George R.R. Martin, einem der Meister des Fantasygenres, lektoriert wurde. Ein Roman wie ein Actionfilm - rasant, kurzweilig und spannend. Ein Lesevergnügen, durch das man nur so durchfliegt.

Wild Card ist ein Virus, der in den Vierzigerjahren um sich gegriffen und die Betroffenen so verändert hat, dass sie über spezielle Fähigkeiten verfügen. Einige der Fähigkeiten erscheinen als nützlich, andere eher als lästig. Welche die beste und heldenhafteste Fähigkeit ist, soll in einer TV-Show entschieden werden. "American Hero" lässt die Asse in Teams bei der Erfüllung verschiedener Aufgaben gegeneinander antreten. Das Team, das die Aufgabe am schlechtesten meistert oder gar nicht löst, muss einen Kandidaten raus wählen, bis am Ende nur noch einer übrig bleibt. Der- oder Diejenige, die wahres Heldenpotential hat. Oder?

Wer Fantasy mag, der kommt um den Namen George R.R. Martin nicht herum. Warum ich es bisher trotzdem geschafft habe, weiß ich gar nicht so genau. Dafür konnte ich ganz ohne Erwartungen an "Wild Cards" herangehen, dass sich schon allein deshalb von Martins Meisterwerk "Das Lied von Eis und Feuer" unterscheidet, da es eher im Bereich Urban Fantasy und nicht epischer Fantasy angesiedelt ist. Geschrieben hat der Meister nur eine kleine Kurzgeschichte, die anderen Teile des Romans wurden von - mir bisher ganz unbekannten - Autoren verfasst. Einzelne Geschichten zu einem Ganzen zusammengesetzt. Funktioniert nicht immer, ist hier aber so wunderbar gelungen, wie selten. Nahtlos schließt sich Stück für Stück, Kurzgeschichte für Kurzgeschichte, Charakter für Charakter aneinander und ergeben einen Roman, der fesselt und Lust auf mehr macht. Zum Glück sind die "Wild Cards" als Reihe angelegt.

Lohengrin - mein persönlicher Favorit ;)


Die Idee, die "Wild Cards" Geschichte als Casting Show anzulegen, trifft genau den Zeitgeist. Würde diese Sendung bei uns im Fernsehen laufen, dann würde ich sie definitiv anschauen. Auf der anderen Seite ist es auch im Roman wie im echten Leben. Nur der Profit zählt und nur wenige der Teilnehmer haben auch einen wahren Heldencharakter. Was zählt wirklich? Wer du bist oder was du zu sein vorgibst?

Besonders gut gefällt mir, dass man die Figuren so gut kennenlernt. Auf viele von ihnen wird näher eingegangen, manche sind aber auch eher nebensächlich. Schwierig war es sie alle kennen zu lernen und neben ihren eigentlichen Namen auch noch ihre Heldennamen, die man ihnen in der Sendung verpasst hat, zu verinnerlichen. Es gibt zwar eine Auflistung im Buch, aber die muss man dann immer erst suchen oder markieren. Eine Beschreibung der Personen am Ende des Romans, zu dem es sich leicht hinblättern lässt, wäre toll. Meine persönlichen Lieblinge sind Earth Witch und Lohengrin. Erste, weil ich ihren Charakter so gerne mag, Letzterer weil er in meiner Fantasie genau so heiß ist wie auf dem Cover. Letztendlich ist es aber dieses gemeinsame Kennenlernen der einzelnen Charaktere, das den Leser so eng mit den Figuren verbindet und ihn dazu bringt immer weiter lesen zu wollen, um zu erfahren, was ihnen widerfährt.

Es gibt auch einen politischen Teil im Roman, was - wie ich von einer Freundin erfahren habe - wohl typisch für Martin ist und für mich auch eigentlich immer ein Plus in Fantasyromanen. Da hier aber die Storys rund um die Charaktere so spannend sind, habe ich den Krieg in Ägypten ein wenig an mir vorbei ziehen lassen, was sich als Fehler erwiesen hat, da er im Laufe des Romans noch eine größere Rolle einnimmt, ohne jedoch den locker leichten Verlauf der Handlungen rund um "unsere Helden" zu stören.

"Wild Cards" ist ein rund um gelungenes Gemeinschaftsprojekt, auf das sich auch der Leser mit vielen angefangen Reihen gerne einlässt. Ein lockerer Erzählton, der von jedem Autor so aufgegriffen wird, dass der Leser das Gefühl bekommt nur eine Person habe den Roman geschrieben, baut einen Spannungsbogen, der am Ende noch mal zu einem Cliffhanger hochfährt. Interessante Charaktere und eine wirklich coole Idee, lassen diesen Roman zu einem Genuss der Urban Fantasy für Erwachsene werden.

Buchinfo:

Penhaligon (August 2015)
544 Seiten
15,00 €
Originaltitel: Wild Cards Insight Straight
Übersetzer: Simon Weinert



3 Kommentare:

  1. Das klingt ja sehr spannend. Bevor ich mich an das grosse Werk traue, werd ich mal schauen, dass ich diese Buch lese.
    Dankeschön für diese Vorstellung.
    Liebe Grüsse

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    1. Hallo Silas,
      "Das Lied von Eis und Feuer" ist wirklich umfassend und so wie ich gehört habe auch nicht ganz einfach zu lesen, da es viele Personen gibt und auch der politische Hintergrund nicht immer leicht zu verfolgen ist.
      Viel Spaß mit "Wild Cards" :)
      LG Nanni

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  2. Deine Beschreibung gefällt mir echt gut.
    Du hast auf jeden fall mein Interesse geweckt :) Danke dafür!

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