25.07.15

Ein Lied für Jemmie / Adrian Fogelin



Justin lebt mit seinen Eltern in einer eher ruhigen Wohngegend. Nur bei ihm Zuhause ist es meistens sehr laut, denn seine Eltern streiten. Momentan hat er das Gefühl, dass es keine Zeit mehr ohne Streit gibt. Seine Mom wirft seinem Dad vor, sie auf Geschäftsreise zu betrügen. Aber das stimmt mit Sicherheit nicht. Schließlich hat Dad immer plausible Ausreden, wenn Mom wieder mal etwas findet, was ihrer Meinung nach ein Indiz dafür ist, dass er ihr fremd geht.

All der Streit zwischen den Eltern führt dazu, dass Justin Mutter in eine Depression abgerutscht ist. Sie liegt fast nur noch auf dem Sofa, meldet sich an der Arbeit krank, wäscht nicht, kocht nicht und sorgt auch nicht für ausreichend Nahrung im Haus. Hinzu kommt, dass Justin Bruder, der Soldat ist, in den Krieg ziehen muss. Eine belastende Situation für alle.

"Mom kümmert sich wieder etwas mehr um den Haushalt. Sie bringt die Dinge nicht zu Ende, aber sie fängt sie zumindest schon mal an."

Von all dem soll Jemmie, das Mädchen aus der Nachbarschaft nichts mitbekommen. Auf irgendeine Art mag Justin Jemmie. Wie genau kann er nicht so recht einschätzen. Nicht so, wie sein Freund Ben seine Freundin Cassie mag. Das was die zwei machen ist irgendwie nervig. Mit Jemmie ist es anders. Sie löst eine Melodie in Justin aus. Eine Melodie, die ihm immer im Kopf herum schwirrt und nicht vergessen kann.

Ich mag die Kombination aus sehr ernster und bedrückender Geschichte und Justins sehr alltäglichen Teenie Problemen, wie Pickel, erstes Date oder wie gehe ich mit einem Mädchen um, damit es mich mag. Die Autorin holt ihn damit in ein Leben, wie es sich für Jungs seines Alters gehört. Zuhause hat er das nicht immer. Dort ist das Eltern-Kind-Gefüge durch die Erkrankung der Mutter verschoben und nicht selten erschreckt es mich, wie sehr die Mutter Justin vernachlässigt, ohne es zu merken.

"Die Musik begleitet mich auf meinem Nachhauseweg. Es ist wie der Soundtrack meines Lebens als Film. Während ich gehe, verschiebt sich die Melodie wieder nach Moll. Ich mag der Star in dem Film sein, aber es ist ein trauriger Film."

Schwierige Situationen helfen jedoch auch dabei zu wachsen. Wichtig ist dabei, zu sich selbst zu finden. Kraft zu schöpfen in dem Rahmen, den man hat, um diesen dann zu erweitern. Eine Erfahrung, die nicht nur Justin macht, sondern auch seine Mutter. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

"Ein Lied für Jemmie" ist ein echter Geheimtipp im Jugendbuchgenre. Gefühlvoll und so fein, wie die Melodien, die Justin im Kopf hat, schreibt Autorin Adrian Fogelin von der Zerbrechlichkeit von Familie und Glück und der zarten Gefühle der ersten Liebe.

Buchinfo:

Knesebeck (2015)
240 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
16,95 €
Originaltitel: The Big Nothing
Übersetzung: Reinhard Pietsch
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Beim Buchladen am Freiheitsplatz versandkostenfrei bestellen.



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