23.11.15

Das Licht der letzten Tage - Emily St. John Mandel


Alles beginnt mit dem Tod eines einzelnen Mannes. August Leander, der in diesem Moment nichts anderes möchte, als seine Leidenschaft, die Schauspielerei, auszuüben. Mit seinem letzten, dramatischen Abgang, scheint er jedoch eine ganze Abfolge aus Schicksalswegen in Gang zu setzen.

Eine unerwartet starke Epidemie bricht aus. Befällt Menschen überall auf der Welt. Sorgt für Tod, Angst und den Zusammenbruch der Zivilisation. Nur ein paar wenige überleben. Trotzen der Krankheit, ziehen durchs Land mit der Erinnerung an eine bessere Zeit. Halten sich fest an der Kunst des Theaters, an Musik und Schauspielerei. Den Kampf ums überleben immer im Nacken.

Was beim Zusammenbruch verloren ging: So gut wie alles, so gut wie alle, aber es ist immer noch so viel Schönheit geblieben.“

Schon eine ganze Weile bin ich um das Buch herum geschlichen, bevor ich mich getraut habe es mir näher anzuschauen. Ganz oberflächlich habe ich mich vom Cover, das leider überhaupt nicht meinen Geschmack trifft, abschrecken lassen, ohne zu wissen welch spannende Arbeit Autorin Emily St. John Mandel zwischen die Buchseiten steckt. Nie hätte ich mit einer solch komplexen Geschichte gerechnet. Überraschende Begeisterung durch überraschende Handlungen.

Die Hölle ist die Abwesenheit von Menschen, nach denen man sich sehnt.“

Nichts ist vorhersehbar. Kein Gedankengang, kein Vorgehen der Protagonisten ist berechenbar. Emily St. John Mandel, die mit „Das Licht der letzten Tage“ bereits ihren vierten Roman veröffentlicht hat, besticht mit einer Story, die sich nur schwer beschreiben lässt. Handlungen auf verschiedenen Ebenen, die durch eine sanfte, detailliert und gut gearbeitete Struktur miteinander verwoben sind, ineinander greifen wie ein gut geölte Zahnräder, ergeben nach und nach eine sehr lesenswerte Geschichte. Wie die Steine einer soliden Mauer sind auch die Handlungen Stein für Stein aufeinander gesetzt, bis sie nach und nach zu einem soliden Grundgerüst werden. Auch einzeln einen Nutzen, aber erst als Gefüge von der Bedeutung, die den Leser so begeistert und fesselt.

'Das ist doch absurd', beharrte Elizabeth. 'Sollen wir etwa glauben, dass die Zivilisation untergegangen ist?'
'Na ja', meinte Clark. 'Sie war doch schon immer ein bisschen zerbrechlich, findest du nicht?' “


In dieses bedeutsame Gefüge setzt sie Figuren, die dem Spiel des Schicksals ausgeliefert sind. Deren Charakterzüge mit den Erlebnissen der Pandemie einhergehen, sich entsprechend ihrer Erfahrungen entwickeln. Ganz oft bekam ich Gänsehaut bei den Erinnerungen an die Zeit vor der Katastrophe, aber noch viel mehr, wenn die Mitglieder der Symphonie durch die verlassene Welt ziehen und dort kleine Fragmente einer einst dagewesenen Zivilisation entdecken. Persönliche Gegenstände, die Momente großer Intimität auslösen und sowohl Figuren wie Leser verletzlich machen. Mit einer perfekten Kombination aus unvorhersehbarer Spannung, einem aus einschneidenden Schicksalsfäden gewobenen Handlungsgefüge und Momenten, die unter die Haut gehen, ist „Das Licht der letzten Tage“ ein Roman, der mich Kapitel für Kapitel begeistern konnte.

Buchinfo:

Piper (September 2015)
416 Seiten
Paperback
14,99 €
Originaltitel: Station Eleven
Übersetzung: Wibke Kuhn
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5 Kommentare:

  1. Oh, das Buch tummelt sich bereits auf meiner vorläufigen Wunschliste - da werd ich durch deine Rezension doch gleich mal darin bestätigt, dass es auf die "dauerhafte" Wunschliste wandern darf. :-)

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    1. Oh du hast ein Schichten Wunschlisten System?

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    2. Hihi, ja. Die vorläufige Wunschliste habe ich, weil ich mich meist über Bücher, auf die ich mal irgendwo aufmerksam geworden bin, gern noch etwas genauer informiere (und in die Leseprobe reinlese). Und auch deshalb, weil ich viele Bücher zwar gern lesen, aber nicht unbedingt kaufen mag - und da ist die vorläufige Liste quasi der Zwischenspeicher, bevor ich Zeit habe zu recherchieren, ob es sie in der Bücherei gibt und wenn ja, in welcher Zweigstelle.

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  2. "Das Licht der letzten Tage" ist wirklich eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Die Idee und die Umsetzung haben es wirklich in sich. Mir hat das Buch auch richtig gut gefallen. Und wie ich deinen Zeilen entnehme, hattest du auch einen intensiven Lesegenuss :-)

    Liebe Grüße

    Kay

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    1. Lieber Kay,

      oh ja, den hatte ich! Zumal ich nicht mit solch einer Geschichte gerechnet hätte. Ich hab vor einiger Zeit "White Horse" gelesen, das auch ein Endzeitroman ist, aber eben doch von der herkömmlichen Sorte.
      St. John Mandel unterscheidet sich ja doch stark von anderen durch den Aufbau ihrer Geschichte und dadurch, dass auch ohne Action eine extreme Spannung aufbaut.

      Liebe Grüße
      Nanni

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