28.12.15

Die Clifton Saga 01: Spiel der Zeit - Jeffrey Archer



Harry Clifton ist ein mittelloser Junge. Seinen Vater, der als Hafenarbeiter tätig war, aber im Krieg gefallen ist, hat er kaum gekannt. Seine Mutter schuftet hart, um ihm ein einigermaßen angemessenes Leben bieten zu können. Sein Zimmer teilt er mit seinem Onkel Stan, der oft betrunken nach Hause kommt. Lesen und schreiben kann er nicht, aber die Schule besucht er eh nur selten, da er später ebenfalls am Hafen arbeiten möchte.

Dies ändert sich, als er Old Jack Tar kennenlernt, der sich dem Jungen annimmt und ihn dazu überredet sich die Vorzüge des Unterrichts mitzunehmen, so gut es ihm eben möglich ist. Als in der Kirche auffällt, dass er eine äußerst angenehme Stimmfarbe besitzt, bekommt er ein Chorstipendium an einer angesehenen Schule. Dort schließt er zum ersten Mal Freundschaft mit zwei Jungs seines Alters. Scheint so, als schlage sein Leben nun den Weg in eine zuversichtliche Zukunft ein.

Was Harry nicht weiß: hinter seinem Rücken werden jede Menge Spielchen gespielt. Der Leser hingegen bekommt einen guten Einblick darein, wer in Harrys Leben welche Fäden zieht. Fäden durchzogen von Lügen und Intrigen, bis ein Netz entsteht, das klebrig ist wie das einer Spinne, Harry umfängt und seinen Lebensweg blockiert.

Klingt soweit schon recht interessant. Kommen wir nun aber zu dem Teil des Romans, der mich fast zur Weißglut getrieben und trotzdem dafür gesorgt hat, dass ich am liebsten ohne Unterbrechung durch gelesen hätte. Jeffrey Archer erzählt auf verschiedenen Ebenen. Beginnend mit der Person, die von all den Strippenziehern im Hintergrund keinerlei Ahnung hat und dadurch ein bisschen naiv, aber sehr sympathisch ins Leben hinaustritt. Die Rede ist von Harry, der weder weiß, dass seine Mutter vor der Ehe mit seinem Vater eine einmalige Affäre hatte, noch darüber im Bilde ist, wie sehr sie sich quälen muss, um ihm seine Bildung zu ermöglichen. In den kommenden Abschnitten immer wieder ein Wechsel der Erzählperspektive. Maisie Clifton, Harrys Mutter, übernimmt das Wort im zweiten Abschnitt. Ein gängiges Mittel des Schriftstellerhandwerks. Das besondere und für den Leser echt fiese daran ist, dass die Abschnitte extrem spannend enden und der Leser denkt, dass die Geschichte weiter geht, nur eben aus einer anderen Perspektive. Archer hingegen springt dann unverhofft in der Chronik der Cliftons zurück und wir beginnen wieder in einer Zeit, in der wir bereits waren. Diese Wechsel geschehen mehrmals.

Wer sich nun vor Langeweile in der Erzählung fürchtet, dem kann ich jegliche Bedenken ausräumen. Trotz, dass eigentlich die selbe Geschichte noch einmal erzählt wird, erfahren wir ganz andere, ganz neue Dinge. Archer nutzt diese Taktik um nach und nach Hintergrundinformationen preis zugeben. Dafür wählt er eine wirklich gute Reihenfolge seiner Erzähler aus, so dass sich Geheimnisse Stück für Stück lösen und sich die Perspektive des Lesers, die bis dato eher dem kindlich subtilen Blick Harrys glich, in Klarheit auflöst.

Durch dieses Verfahren baut Jeffrey Archer einen extremen Sog auf, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Wollte ich ja auch gar nicht, denn die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen und es ist eine große Freude die spannende Geschichte der Cliftons, die im Jahre 1919 beginnt und sich im ersten Band bis zum Jahr 1940 erstreckt, zu verfolgen.

Zum Glück ist der zweite Teil der Saga „Das Vermächtnis des Vaters“ bereits erschienen, denn Band eins „Spiel der Zeit“ endet mit einem bösen Cliffhanger. Wer sich für spannende Familiengeschichten interessiert, wer gern in der Zeit reist und sich für England als literarischen Schauplatz begeistern kann, der kann mit der Clifton Saga überhaupt nichts falsch machen. Mich hat Autor Jeffrey Archer so sehr von seiner Geschichte überzeugen können, dass ich mich schon riesig auf das Lesen der Folgebände freue.

Buchinfo:


Heyne (Juli 2015)
560 Seiten
Taschenbuch, Klappenbroschur
9,99 €
Originaltitel: Only Time Will Tell (The Clifton Chronicles 1)
Übersetzung: Pan Macmillan

Reiheninfo:


Spiel der Zeit
Das Vermächtnis des Vaters
Erbe und Schicksal (voraussichtl. ET April 2016)
Im Schatten unserer Wünsche (voraussichtl. ET September 2016)
Wege der Macht (voraussichtl. ET Juni 2017)

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7 Kommentare:

  1. Ohhh...das hört sich ja richtig gut an! Das muss ich unbedingt auch lesen. Danke für den Tipp!
    LG, Kerstin

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  2. Das freut mich, dass dir "Spiel der Zeit" so gut gefallen hat - wir haben kurz bei Ankas Weihnachtsblubbern drüber gesprochen. Ich war ja auch ganz hin und weg und konte das Buch nicht aus der Hand legen - vor allem hat mich auch die Art des Erzählens gefesselt. Obwohl sich einges wiederholt, wird es nie langweilig - ganz im Gegenteil, alles greift geschickt ineinander. Den zweiten Teil habe ich dann in einer kleinen Leserunde gelesen - den dritten wollen wir dann im April lesen. Vielleicht hast du ja Lust, dich anzuschließen?

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    1. Ups vergessen: Liebe Grüße, Sabine

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    2. Liebe Sabine,

      dank dir habe ich es ja aus dem Regal genommen ;)
      Euch anzuschließen ist eigentlich keine schlechte Idee. Vielleicht kannst du mich kurz vorher nochmal daran erinnern?
      Irgendwie hatte ich immer im Kopf, dass es sich um eine Trilogie handelt und war dann ganz überrascht, dass es sich um fünf Bände handelt. Ich bin gespannt, welche familiären Verwirbelungen da noch auf uns zukommen.

      Liebe Grüße
      Nanni

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    3. Das mache ich gerne - dich erinnern. :-) Bin schon gespannt, was du zum zweiten Band sagen wirst.
      LG Sabine

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  3. oooh :) Ich freu mich, dass dich der Auftakt der Clifton-Saga so überzeugen konnte - ich habe zu Weihnachten beide Bände verschenkt! Dann hatte ich ja das richtige Händchen *smile* :)

    Liebste Grüße,
    Nana

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    1. Auf jeden Fall. Also wer die Geschichte nicht spannend findet, der ist selber Schuld ;)

      Viele liebe Grüße
      Nanni

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