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14.12.15

Sophia, der Tod und ich - Thees Uhlmann

Sophia, der Tod und ich

Stell dir vor, morgens klingelt es an der Tür – du öffnest in der Hoffnung Kaffeeduft aus dem Treppenhaus aufzuschnappen – und vor dir steht der Tod und sagt dir, dass er eben der Tod ist und du mitkommen musst. Da guckste erst mal nicht schlecht, denn damit rechnet ja keiner, dass da der Tod vor der Tür steht, um dich abzuholen.

Dem Mann vor der Tür zu glauben, dass er der Tod ist, ist nicht leicht, aber schnell stellt der namenlos bleibende Protagonist, der aus der Ich-Perspektive erzählt, fest, dass es sich bei dem Typen, der ihm ziemlich ähnlich sieht, nicht um einen Komiker handelt, sondern tatsächlich um den Tod. Und dann passiert noch mehr unglaubliches. Etwas, was selbst der Tod nicht glauben kann – die Ex-Freundin steht vor der Tür und durch irgendwelche unerklärlichen Fügungen wird das Sterben nun verschoben.

Dafür fahren der Protagonist, Ex-Freundin Sophia und der Tod zur Mutter des Protagonisten. Ein Roadtrip der ganz besonderen Art.

Wie schlecht gelaunte Kometen auf ihren elliptischen Bahnen hatten wir uns eine kurze Zeit glühend begleitet, nur um dann durch die jeweils wirkenden Anziehungskräfte wieder auseinandergetrieben zu werden. Wir waren in unserer Skepsis, mit der wir durchs Leben gingen, zu deckungsgleich. Wir hoben uns nicht auf in unserer konstant schlechten Laune, wir verstärkten sie ins Unermessliche.“

Ich bin schon ganz lange Fan von Thees Uhlmann. Schon seit ich Tomte höre, spätestens aber seit ich ihn das erste Mal live gesehen habe. Er schreibt großartige Texte, ist sympathisch und – wie man bei uns auf dem Land sagt – einfach ein Echter! So locker, wie er auf der Bühne rüber kommt, scheint ihm auch das schreiben von der Hand zu gehen. Sein Roman liest sich flüssig, trotz wörtlicher Rede wie in einem Theaterstück, sobald die Dialoge länger werden oder vielleicht auch gerade deswegen. Der Leser ist sofort drin in der Geschichte. Uhlmanns unkonventioneller, von einer eigenen Leichtigkeit geprägter Erzählton ist so wundervoll besonders.


Sein Humor großartig. Von trockener, lässiger Art, obwohl sein Protagonist eher einen Stock im Allerwertesten hat und der Tod versucht alle jemals gehörten flachen Witze auf den Tisch zu bringen. So ein Roadtrip ist aber immer auch da, um sich weiterzuentwickeln und so schafft es sogar der Tod seine Fähigkeiten als Komiker auszubauen.

So ein Komiker ist Uhlmann trotz allem angewandten und wirklich witzigen Humors nicht. Er ist ein guter Erzähler, jemand, der unterhalten kann, ohne den Ernst außen vor zulassen oder besser gesagt, ihn geschickt zu verpacken.

'Da hat sie recht. Du versuchst durchs Leben zu kommen wie ein Hydrant aus Gummi! Unbeweglich, aber elastisch', pflichtete der Tod ihr bei.“

Wie gut er Ernst und Humor verknüpfen kann beweist er schon viele Jahre in seinen Songtext. Völlig problemlos transportiert er diese Fähigkeit in „Sophia, der Tod und ich“. Der Tod ist schon eine ernste Sache. Vor allem für diejenigen, die zurückbleiben. Und doch ist er allgegenwärtig. Etwas, das uns alle irgendwann betrifft. Aber vorher bietet uns das Leben so viele Möglichkeiten es in vollen Zügen zu genießen. Und genau das ist es, was Thees Uhlmann in seinem starken, lesenswerten Debüt vermittelt. Einem Roman, der vor Leben nur so strotzt. Ich hoffe sehr, dass es nicht bei diesem einen Ausflug des Wortkünstlers in die Sparte der Schriftstellerei bleibt.

Buchinfo:


Kiepenheuer & Witsch (Oktober 2015)
320 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
18,99 €

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http://www.freiheitsplatz.de/

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