22.06.16

"Nur ein Tag" / "Und ein ganzes Jahr" - Gayle Forman



Trotz aller Versuche ist Allyson das einzige Kind ihrer Eltern. Wohlbehütet wächst sie in einem kleinen amerikanischen Örtchen auf. Bevor sie nach Boston zieht, um dort in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und Medizin zu studieren, unternimmt sie gemeinsam mit ihrer besten Freundin Melanie eine Europareise.

Dort trifft sie auf Willem, der als Schauspieler mit einer expressionistischen Theatergruppe durchs Land zieht. Er nennt sie nicht Allyson, sondern Lulu und lädt sie ein, ihn nach Amsterdam, seine Heimat, zu begleiten. Die sonst so brave Allyson fühlt sich plötzlich sehr wie eine Lulu und weckt damit ihren versteckten Unternehmergeist. Ein Abenteuer ist genau das, was ihr vor dem Einstieg ins ernste erwachsenen Leben fehlt.

Sie lässt sich auf Willem ein, die beiden reisen nach Paris und erleben dort aufregende Stunden. Doch dann ist Willem plötzlich verschwunden und hat ein kleines Stück von Allyson mitgenommen. Die in ihr bisher verborgen gebliebene Lulu ist ihr verloren gegangen und erst nach und nach bemerkt sie, welche Lücke dieser Teil von ihr - aber noch viel mehr Willem - hinterlassen haben.

Und darum macht sie sich auf die Suche nach Willem, aber auch nach sich selbst.

Gayle Forman ist mit „Nur ein Tag“ / „Und ein ganzes Jahr“ eine lesenswerte Dilogie gelungen, die ich verschlungen habe. Nachdem ich mit dem ersten Band „Nur ein Tag“, der Allysons Geschichte erzählt, durch war, war ich mehr als froh auch „Und ein ganzes Jahr“ - erzählt aus Willems Perspektive - schon im Regal stehen zu haben, denn ich wollte nicht nur wissen, wie die Liebesgeschichte zwischen den beiden endet, ob sie sich jemals finden werden und wie die Gefühle zwischen ihnen beiden dann sind, sondern vor allem wie Willem die Zeit empfunden hat. Hat auch ihn die Begegnung mit Allyson verändert?

Saba sagte oft, es gebe ein Unterschied zwischen Tapferkeit und Mut. Tapferkeit sei etwas Gefährliches zu tun, ohne darüber nachzudenken. Mut erfordere es, sich in Gefahr zu begeben, obwohl man sich der Risiken absolut bewusst ist.“

Ich habe einige Rezensionen zu den beiden Romanen gelesen und dabei festgestellt, dass der erste Teil bei den meisten Lesern große Begeisterung hervor gerufen hat, der zweite Band aber für Unmut gesorgt hat. Es lies sich herauskristallisieren, dass die Erwartungen vieler Leser nicht erfüllt wurden, denn etliche von ihnen haben darauf gehofft, dass ich „Und ein ganzes Jahr“ fast ausschließlich um eine Liebesgeschichte dreht. Diese Erwartungen hatte ich nicht, denn mir ist Gayle Formans Art zu schreiben schon durch die Geschichte von Mia und Adam bekannt und daher weiß ich, dass sie weder für oberflächliche Lovestorys, noch für kitschige Romantik zu haben ist, sondern sehr emotional und tiefgründig schreiben kann.

Und damit erfüllt sie genau meinen Geschmack. So viel möchte ich im Vorfeld verraten: das Ende der beiden Bücher bleibt ein wenig offen. In meinem Kopf gibt es jedoch ein ganz genaues Bild zur Romanze zwischen Allyson und Willem und ich bin froh drum, dass ich meine Fantasie spielen lassen kann und mir keine herzergreifenden Szenen kaputt machen, was ich mir über zwei Bücher hinweg aufgebaut habe.

Denn ich habe einen sehr genauen Einblick in das Innenleben der beiden Figuren. Und genau das ist es, was ich an diesen beiden Romanen so sehr mag. Gayle Forman zeichnet sehr genau und feinfühlig deren Charaktereigenschaften. Ich lerne Allyson kennen, die so sehr von ihren Eltern behütet wird, dass es ihr schwer fällt ihren eigenen Weg zu gehen. In ein von den Eltern erwünschtes Verhalten gedrängt, fühlt sie sich irgendwann eingeengt und wenn sie sich selbst nicht verlieren möchte, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auszubrechen.

Vielleicht gehört das zu dem Akt der Befreiung, das man einen Preis dafür zahlen muss.“

Ihr Gegenüber steht Willem, der so ganz anders ist als sie. Der anders aufgewachsen ist und dem eben das fehlt, was Allyson zu viel hatte. Ordnung in seinem Leben und Menschen, die unermüdlich an ihn glauben. Er hat so einiges erlebt. Dinge, die ihn nicht zur Ruhe kommen und nicht nur von Ort zu Ort, sondern eben auch von Mädchen zu Mädchen ziehen lassen.

Für mich ist Gayle Formans Dilogie „Nur ein Tag“ / „Und ein ganzes Jahr“ zweitrangig eine Liebesgeschichte, denn vordergründig sind es Romane über zwei junge Menschen, deren Lebensweg durch eine schicksalhafte Begegnung eine Wende nimmt, die dafür sorgt, dass sie beide einen neuen Blickwinkel auf ihre eigenes Leben bekommen und dieses hinterfragen. Sie stellen sich den Herausforderungen unbekannte, neue Wege zu beschreiten und finden damit mehr und mehr zu sich selbst. Spannend, intensiv und einfühlsam beschrieben.

Buchinfo:


FISCHERFJB (März 2016)
432 Seiten / 368 Seiten
Klappenbroschur
14,99 €
Übersetzung: Stefanie Schäfer

Gayle Forman auf Fantasie und Träumerei:


 “Lovesong

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