23.09.16

[Rezension] Der Geruch von Häusern anderer Leute - Bonnie-Sue Hitchcock



Mit den Büchern aus dem Königskinder Verlag habe ich bisher immer einen guten Griff getan. Hinter wunderhübschen Schutzumschlägen verbergen sich liebevoll gestaltete Bücher mit sehr besonderen Geschichten.

Eins von ihnen ist „Der Geruch von Häusern anderer Leute“, das so fein und hübsch aussieht und auf den ersten Blick eher zart wirkt. Um das Thema des Buches aufzugreifen – man weiß nie, wie es hinter der Fassade aussieht. Erst genaues hinsehen zeigt was wirklich in einem Menschen bzw. Buch steckt. Hier ist es keine sanfte Geschichte, sondern Schicksale von großer Tragik und Dramatik. Ein Roman, der mit voller Wucht zuschlägt.

Irgendwann habe ich festgestellt, dass Häuser, in denen Mütter wohnen, besser riechen.“

Im Debüt der in Alaska geborenen Journalistin Bonnie-Sue Hitchcock steht keine einzelne Hauptperson im Vordergrund, sondern gleich vier. Vier junge Menschen, deren Leben auf die ein oder andere Art und Weise eine ungute Wendung genommen hat. Vier Menschen, die viel Verantwortung übernehmen müssen und deren Tage nur selten mit Sonnenschein beginnen. Vier Schicksale, die scheinbar schon seit längerem durch dünne Fäden miteinander verknüpft sind, die durch Handlungen und Erlebnisse immer dicker werden und sich am Ende des Romans in einem fest verwobenen Netz bewegen.

Handlungsort des Romans ist Alaska in den 60er Jahren, eine Art Reservat oder ähnliches. Die Autorin geht nicht detailliert darauf ein, macht aber Andeutungen, dass die dort lebenden Menschen Inuit Vorfahren haben und setzt ihnen die Form von Lethargie und Depression zur Seite, die ich schon aus anderen Büchern mit ähnlichem Setting kenne.

Die vier Jugendlichen, um die es in „Der Geruch von Häusern anderer Leute“ geht, haben auf unterschiedliche Arten mit ihrem Leben zu kämpfen. Einige von ihnen sind dadurch nur stärker und härter geworden, andere haben sich von der allgemeinen Melancholie ihres Umfeldes anstecken lassen, haben nie erfahren, dass es Alternativen gibt. Manche sind an ihren Problemen gewachsen, haben Kompetenzen entwickelt, um trotz aller negativer Erfahrungen ihren Weg zu gehen, andere haben weder den nötigen Hintergrund, noch das Wissen, dass es überhaupt anders möglich ist. Dass auch sie ein Anrecht auf Glück haben.

Ich warte erst mal ab. Auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirken, warten viele Leute nur darauf, dir wehzutun, sobald du ihnen zu nah kommst. Man kann nie vorsichtig genug sein.“

„Der Geruch von Häusern anderer Leute“ hat sehr viel in mir ausgelöst. Die Schicksale der Jugendlichen sind keine leichte Kost und nur schwer verdaulich. Immer dann, wenn ich am wenigsten damit gerechnet habe, haben sie wieder unter der vollen Härte des Lebens leiden müssen. Das hat mich emotional ziemlich aufgewühlt und immer wieder das Buch aus der Hand legen lassen, obwohl die darin konzipierte Spannung nach weiterlesen verlangte.

„Der Geruch von Häusern anderer Leute“ ist eins jener Bücher, die man immer wieder nachdenklich betrachtet. Dessen Inhalt noch lange nachhallt, weil er zeigt das auch in Geschichten das Leben nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen ist und dass sie oft näher an der Realität liegen, als wir oftmals glauben. Ich empfinde „Der Geruch von Häusern anderer Leute“ als ein Buch, das mich wieder mehr öffnet für die Schicksale anderer Menschen, das mir zeigt, dass ich genau hinsehen muss, bevor ich urteile, das Mut macht und realistisch von Hoffnung spricht, wo manch einer nur noch Trümmer sieht.


Buchinfo:


320 Seiten
ab 14 Jahren
Gebunden mit Schutzumschlag
17,99 €
Originaltitel: The Smell of other People's Houses
Übersetzung: Sonja Finck

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2 Kommentare:

  1. Wieso gibt es denn hier keine Kommentare ?
    Bisher habe ich `nur´ "Alles, was ich sehe" aus dem Königskinder Verlag gelesen und war sehr angetan. Dies Buch habe ich schon im Regal und ich freue mich darauf. Deine Rezension unterstreicht meinen Wunsch, das Buch lesen zu wollen.
    Liebste Grüße, Hibi

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  2. Ich verstehe es auch nicht :( Hab auf der Buchmesse mit den Verlagsmitarbeitern gesprochen und war ganz perplex, dass die Königskinder Bücher noch so wenige Fans haben. Wir werden die Aktion voraussichtlich nochmal gemeinsam angehen und dann hoffentlich viele Teilnehmer finden. Ich benachrichtige dich dann gerne :)

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