17.07.17

Das Spiel des Engels - Carlos Ruiz Zafón



Barcelona in den turbulenten Jahren vor dem Bürgerkrieg: Der junge David Martín fristet sein Leben als Autor von Schauergeschichten. Als ernsthafter Schriftsteller verkannt, von einer tödlichen Krankheit bedroht und um die Liebe seines Lebens betrogen, scheinen seine großen Erwartungen sich in nichts aufzulösen. Doch einer glaubt an sein Talent: Der mysteriöse Verleger Andreas Corelli macht ihm ein Angebot, das Verheißung und Versuchung zugleich ist. David kann nicht widerstehen und ahnt nicht, in wessen Bann er gerät – und in welchen Strudel furchterregender Ereignisse … (Text & Cover: © S. Fischer Verlage; Foto: © N. Eppner)

Ich weiß gar nicht, warum ich mich so lange davor gescheut habe dieses über 700 Seiten starke Buch aus dem Regal zu nehmen und zu lesen. 700 Zafón Seiten sind nicht viel. Es sind genauer gesagt sogar viel zu wenige, wenn man - so wie ich - seinem Zauber verfallen ist.

Es ist schon sehr lange her, dass ich Zafóns Bestseller "Der Schatten des Windes" gelesen habe. Danach habe ich seine Jugendbücher verschlungen, "Der Schatten des Windes" als Hörbuch gehört und alle seine Bücher fürs heimische Regal gekauft. Und trotzdem bin ich erst jetzt auf den Friedhof der Vergessenen Bücher zurückgekehrt.

Zafóns Sog hat mich auch mit diesem Roman wieder gepackt. Inhaliert habe ich die Geschichte von David Martín, dem Jungen ohne Mutter und einem Vater voller Kälte. Dem jungen Zeitungsmitarbeiter, der sich nichts sehnlicher wünscht, als ein Schriftsteller zu sein. So sehr, dass er seine Seele verkauft, um seinem Wunsch zur Wirklichkeit zu verhelfen.

Sein Spiel mit dem Feuer wird ihm erst sehr spät bewusst. Erst, als Menschenleben in Mitleidenschaft gezogen werden, bemerkt er, dass man sehr vorsichtig sein muss mit dem, was man sich wünscht. Noch mehr damit, diese Wünsche auszusprechen.

Neben altbekannten Figuren treffen wir hier auf Martín, diesen jungen Mann, dessen Leben nach vielen Tragödien bergauf geht. Durch harte Arbeit, durch etwas Glück und durch gefährliche Verbindungen. Martín ist ganz vortrefflich konzipiert. Ein kluger Mann, dessen Ausdruck immer einen ironischen Unterton trägt und dem Dialoge in den Mund geschrieben werden, die gesalzen und gepfeffert sind. Besonders die zwischen ihm und der vorwitzigen und sturen Isabella, die einen Hang zur verschobenen (Selbst-) Wahrnehmung hat, habe ich mit großer Freude gelesen.

Und obwohl ich während dieser Dialoge häufig lachen musste, konnte mir Zafón Gänsehaut zaubern. Immer wieder lässt er klassische Horrorelemente in seinen Geschichten durchblitzen, erschafft eine beinahe gruselige Atmosphäre. Nicht mit Handlungen, aber mit Worten, die nichts offenlegen, aber so feinfühlig umschreiben, dass ich meine Fantasie zügeln muss, um keine schlaflose Nacht zu verbringen. 

Zafón ist ein Meister der Worte. Ist ein Literat, der sich klassischer Elemente bedient, der Literatur schreibt, die historische Ereignisse einfließen lässt und an diesen Kritik übt, und der ein Autor der Phantastik ist, der sich immer am Grenzgebiet zwischen Realität und Fiktion bewegt und seine Leser wie kein Zweiter dahingehend in der eigenen Wahrnehmung verwirren kann.

Ich bin froh, noch zwei weitere ungelesene Romane des Spaniers im Regal stehen zu haben und hoffe, dass er gerade im Augenblick fleißig am nächsten Buch schreibt.


Buchinfo:

710 Seiten
Taschenbuch
10,99 €
ÜBERSETZUNG: Peter Schwaar
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3 Kommentare:

  1. Mich hat "Das Spiel des Engels" auch sehr gefesselt, wenngleich nicht ganz so sehr wie "Der Schatten des Windes". Leider hat mich dann der Nachfolgeband "Der Gefangene des Himmels" nicht so recht überzeugt. Inzwischen habe ich den aktuellen Roman von Zafón hier liegen und habe ein bisschen Angst davor - was, wenn ich den gar nicht mehr mag?

    Ich bin auf jeden Fall gespannt, was du zu "Der Gefangene des Himmels" sagen wirst und hoffe, dass du damit mehr Freude hast als ich.

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    1. "Der Schatten des Windes" ist und bleibt nun mal Zafóns bester Roman. Darin ist die Atmosphäre auch noch mal fesselnder, besser, dichter, dunkler, wie auch immer, als in "Das Spiel des Engels". Trotzdem mochte ich auch diesen Roman sehr. Ganz besonders tatsächlich die Dialoge zwischen David und Isabella.

      Ich mag auch nicht weiterlesen, denn dann sind auf einmal alle Zafóns weggelesen und was mache ich dann?? Wer weiß wie und wann er weiterschreibt.

      Hast du auch seine Jugendbücher gelesen?

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    2. Ich habe "Der dunkle Wächter" gelesen, aber der Roman hat mir nicht allzu gut gefallen.

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