31.03.15

In Zeiten von Liebe und Lüge / Hélène Grémillon



"Dieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte. Er spielt in Buenos Aires, Argentinien. Wir sind im August 1987, es ist Winter. Die Jahreszeiten sind nicht überall gleich. Die Menschen schon."

Die hübsche Lisandra wird tot aufgefunden. Am Fuße des eigenen Hauses umfangen vom starren Kleid des Todes. Verdächtigt sie dorthin getrieben zu haben, wird ihr Mann Vittorio. Psychiater, von Berufswegen möglicherweise nicht ganz zurechnungsfähig. Bei dem was er alles aushalten, was er sich an Leiden und Zorn anhören muss, wäre es kein Wunder, wenn er irgendwann einmal selbst zu Schaden kommt. Vittorio ist hinter Gittern erst einmal besser aufgehoben. Es sei denn, jemand kann seine Unschuld beweisen.

Eva Maria versucht es. Versucht es mit all der Inbrunst, die durch Schmerz und Abhängigkeit von den Sprechstunden mit Vittorio bei ihr ausgelöst wird. Wie soll sie ohne ihn zurecht kommen? Ist sie doch sowieso nur ein halber Mensch, blind und taub vor Kummer, seit ihre Tochter verschwunden ist. Ganz allein begibt sie sich auf die Suche nach dem Mörder, nach den Gründen für Lisandras Tod und gerät ohne es zu wollen noch tiefer in einen Strudel aus Missetaten und Schuld.

"Esteban dreht sich nicht mehr um. Esteban ist wie alle. Beim ersten Mal dreht man sich um. Beim hundertsten nicht. Alles wird Normalität, wenn es sich wiederholt. Auch das Schrecklichste. Morgen wird alles sein wie immer."

Ich weiß nicht, wie ich Hélène Grémillons Sprachgewalt, ihre Wortkunst, ihr Spiel mit psychologischem Denken auch nur ansatzweise so in Worte fassen kann, dass ich ihren eigenen auch nur in so fern gerecht werde, dass die Leser dieser Rezension ihre Genialität, ihr Schreibvermögen erkennen und sofort den nächsten Buchladen stürmen, um sich das Buch zu kaufen. Deshalb einmal in Kurzfassung: Lest dieses Buch!!

"Sie presst die Hand ganz fest an die Baumrinde. Zu stark. Ein paar Tropfen fallen auf ihre Schuhe. Rote Tropfen. Ihr Blut fließt. Der Schmerz kann nicht nachlassen, solange der Zorn herrscht."

Hélène Gremillons poetische Worte haben mich vom ersten Satz an gefesselt. In Bann gezogen von Wahrheit und Härte, die aus diesen so fein gesetzten Worten sprechen, habe ich Seite für Seite verschlungen. Mitgefiebert, mit Eva Maria, die selbst so sehr unter ihrem eigenen Schmerz leidet, dass sie mir als Ermittlerin unbrauchbar erscheint. Ist sie doch so verblendet vom Vermissen der eigenen Tochter, die möglicherweise den Gräueltaten der Politik Südamerikas zum Opfer gefallen ist. Grausame historische Ereignisse, die in Argentinien sicher nach wie vor Schicksale wie Eva Marias beherrschen. Und doch legt sie all ihre verbliebene Energie in die Suche nach dem Mörder. Vittorio, ihr Retter, derjenige, der hilft, halbwegs über die Runden zu kommen, weil sie sich vor ihrem ihr verbliebenen Kind so sehr verschlossen und abgegrenzt hat, kann aus ihrer Sicht einfach nicht seine Rolle des Helfers verlassen haben und zu einem Mörder geworden sein.

"Das Entscheidende ist, zu wissen, welches Unglück uns eifersüchtig gemacht hat. Un dich kenne das Unglück, ich kenne die Wunde. Wir haben immer tausend Gründe, zu sein, was wir sind. Und ich weiß, aus welchen Gründen ich bin, was ich bin."

Der Aufbau des Romans ist großartig, nahezu grandios, lenkt er mich doch immer wieder in eine neue Richtung, so dass ich nie genau weiß, wer nun tatsächlich als Mörder in Frage kommt. Schuld trägt ein jeder in sich. Nicht zwangsläufig für diesen Tod, aber für viele andere körperlicher wie geistiger Natur. Liebe und Lüge liegen sehr dicht zusammen, greifen nahezu problemlos ineinander.

Hélène Grémillon konzipiert ein Flechtwerk aus Schuld und Verantwortung. Mit unterschiedlicher Leichtigkeit wird die Schwere eben dieser getragen und führt dazu, sich selbst zu finden oder eben zu verlieren, wie es Protagonistin Eva Maria ergangen ist. Eins der aufregendsten und faszinierendsten Werke, die ich in der letzten Zeit gelesen habe. 


Buchinfo:


Atlantik (Oktober 2014)
352 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
20,00 €
Übersetzung: Claudia Steinitz
Atlantik auf Facebook


29.03.15

[Reiseproviant] #13

 Ihr Lieben,


ich hoffe, ihr habt die Zeitumstellung gut verkraftet.
Ich hatte glatt vergessen den Wecker auszustellen und war deshalb schon sehr früh wach.
Wer früher wach ist, hat länger Zeit zum Lesen ;)

Bücherproviant:



"Ligas Welt" / M. Lanagan: Von Autorin Margo Lanagan habe ich bereits im letzten Jahr ihr Debüt "Seeherzen" gelesen, das zwar mit einer ungewöhnlichen Idee gelockt hat, mich mit der Umsetzung nicht so zufrieden stellen konnte. Als "Ligas Welt" unverhofft vor meiner Tür lag, entrann mir spontan ein Seufzen, denn eigentlich hatte ich mit der Autorin schon abgeschlossen. Dass sie jetzt allerdings mein Lieblingsmärchen "Schneeweißchen und Rosenrot" aufgegriffen hat und auf - glaubt man den Lesern dieses Buches - emotionale Weise umgesetzt hat, macht mich doch wieder neugierig. Ich werde ihr also eine zweite Chance geben und hoffe sehr, dass ich nicht enttäuscht werde.
Mit genau entgegengesetzten Erwartungen gehe ich an den Roman "Der Tiger in meinem Herzen" von P. McCormick. Ihr Roman "Versehrt" ist für mich eins der Bücher, die mich am meisten berührt und bedrückt haben. Sie scheut nicht, schwierige Themen aufzugreifen, vor denen sicher einige lieber die Augen verschließen würden. Auch ihr neuster Roman ist keine leichte Kost und befasst sich mit einem Kind, dass die "Killing Fields" überlebt hat.
Der dritte Roman im Bunde befasst sich ebenfalls mit menschlichen Schicksalen. "Der Tag, an dem der Goldfisch aus dem 27. Stock fiel" von B. Somer, erzählt vom Goldfisch Ian, der aus seinem Glas aus dem Fenster eines Hochhauses stürzt und dem Leser damit einen Einblick in die Geschichten der Bewohner des Hauses liefert.

Welches der Bücher habt ihr schon gelesen?
Welches befindet sich auf eurem SuB / eurer WuLi?
Welches weckt eure Neugier ganz besonders?

Lebensreise:

In dieser Woche habe ich ziemlich viel Zeit im Pferdestall verbracht und das Foto machen völlig verpennt. Den ein oder anderen Schnappschuss konnte ich dann aber doch schießen ;)

Gemixt: Den Glowing Green Smoothie
Da es mir in letzter Zeit ernährungsbedingt nicht so gut ging, habe ich begonnen
wieder mehr auf meinen Körper zu achten. Denn du bist, was du isst.
Zu Rate ziehe ich mir die Beauty Detox Tipps von Kimberly Snyder,
die in ihrem Ernährungsplan täglich einen grünen Smoothie empfiehlt (näheres dazu kommt demnächst).
Ich bin schon jetzt total begeistert, liebe meine tägliche Portion grünes und dem neuen Körpergefühl, das er mit sich gebracht hat.
Gemeinsam Genossen: Chillen in der Sonne
Gelesen: Alle drei Bücher, die ich vorgenommen hatte + eins zusätzlich !!
*Auf die Schulter klopf und freu*

Euch allen noch einen schönen Sonntag und eine wundervolle Woche :)

27.03.15

Der Garten der Abendnebel / Tan Twan Eng



Teoh Yun Ling hat es geschafft ihre Vergangenheit auszublenden und etwas zu erreichen. Sie ist  Richterin, ist angesehen und erfährt Hochachtung. Dann bekommt sie die Diagnose an einer neurologischen Erkrankung zu leiden. Ihr Gedächtnis schwindet nach und nach und bald schon wird sie sich an nichts mehr erinnern können. Zeit zurück zu kehren an den Ort, an dem sie damals ihren Frieden geschlossen hat. Ihren Frieden mit dem schrecklichsten Abschnitt ihres Lebens. Der Zeit im Internierungslager...

"' Sie haben es nicht geschafft, mich im Krieg umzubringen, und im Lager auch nicht', sagte er schließlich mit leiser Stimme. 'Aber sechsundvierzig Jahre an meinem Hass festzuhalten - das hätte mich umgebracht.'"

Bedrückend sind die Erinnerung daran, was im Internierungslager geschehen ist. Mir wird schon beim Gedanken daran, dass es diesen dunklen Teil der Geschichte gibt, ganz schlecht. Doch Teoh Yun Ling gelingt es sich damit abzufinden, auch wenn die Wunden, die dort geschlagen wurden sehr tief sind und nicht nur von Verletzungen ihres eigenen Körpers herrühren. Es ist sehr interessant Teoh Yun Ling auf ihrer Reise in die Vergangenheit zu begleiten und doch hatte ich so ein klein wenig Schwierigkeiten den Überblick über Personen und Zeitsprünge zu behalten, so dass ich immer mal wieder ins Stocken kam, in einem sonst so fließenden Roman.

"Es beginnt sanft zu regnen. Auf dem Teichwasser bildet sich eine Gänsehaut. In den Ästen über dem Pavillon wiederholt ein Vogel unablässig seinen Ruf aus drei aufsteigenden Tönen."

Der malaiische (das musste ich googlen ...) Autor Tan Twan Eng hat für seinen Roman den Man Asian Literary Prize 2012 und den Walter Scott Prize for Historical Fiction 2013 bekommen. Auch wenn ich persönlich hier und da Schwierigkeiten mit dem Roman hatte, wurde er verdient ausgezeichnet. Poetisch und inbrünstig, zeichnet der Autor Bilder, die sich dem Leser im Gedächtnis so stark einbrennen, wie sie es einst bei Teoh Yun Ling getan haben.

Buchinfo:


Droemer (Februar 2015)
464 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag 
19,99 € 
Originaltitel: The Garden Of Evening Mists
Übersetzung: Andreas Steinhöfel

hier kaufen


25.03.15

Nacktschnecken / Rebecca Martin



"Es ist schwer den Punkt auszumachen, an dem die Dinge ihr Gleichgewicht verlieren. Mir fällt es schwer."

Nora und Paul sind seit über zwei Jahren ein Paar. Haben das Gefühl sich blind zu verstehen und doch gibt es Dinge, die sich zwischen die beiden drängen. Die das Loch in der Beziehung vergrößern, bis der Abstand sie voneinander entfernt. Dinge wie eine Ex-Freundin, Unzufriedenheit, Sex und die Suche nach Perfektionismus. Dinge, die in einer unausgewogenen Balance scheinbar mehr von Nora auszugehen scheinen, als von Paul und die sie vielleicht auch ein bisschen blind machen.

" '[...] Ich habe Angst, dass mein ganzes Beziehungsleben ein einziger Teufelskreis sein wird, weil das Vermissen und die Suche und das Finden und das Verlieren sich im Kreis hinterherlaufen und laufen und laufen, und ich nie verstehen werde, wie man aus diesem Kreis ausbricht, ohne zu stolpern. Aber ach, stolpern. Was rede ich? Besser: Ich habe nie verstanden, wie man den richtigen Zeitpunkt erkennt, um zu stolpern. Wann es sich zu stolpern lohnt. [...]'"

Nora kämpft mit einer Unzufriedenheit, die sie nicht richtig greifen kann und die sich in vielen Zwischenmenschlichen Ereignissen wiederspiegeln. Es ist der Kampf, den man in ihrem Alter durchmacht, den sicher einige von uns wiedererkennen. Der Kampf um die Suche nach sich selbst. Wo soll meine Reise hingehen? Wer werde ich einmal sein und vor allem mit wem werde ich mein Leben verbringen. Ruhelosigkeit, die uns blind und taub macht für Menschen, denen wir am Herzen liegen. Festhalten daran was in der Vergangenheit einmal war. Eine Lebensetappe, in der alles neu ist. In der wir der wir immer auf dem Sprung, immer ein gewisses kribbeln verspürend, wie ein Pulverfass durchs Leben ziehen. Immer auf der Suche nach dem Perfekten. Gibt es das überhaupt? Oder ist es notwendig Eingeständnisse zu machen? Vielleicht ist es aber auch einfach ausreichend Geduld zu haben. Denn die Zeit des Erforschens weicht irgendwann einer Zeit der Vertrautheit, in der es nicht mehr so aufregend, aber eben sehr schön ist. Sowohl in einer Beziehung, als auch im Lebensalltag.

"Wenn ich eines in dieser Beziehung gelernt habe, dann ist es das: Ich kann mich ziemlich gut selbst austricksen."

"Nacktschnecken" ist nicht nur ein Roman über Liebe, sondern auch über Freundschaft und Leben. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass Nora genau den Weg einschlägt, den ich mir für sie gewünscht habe. Erfahrungen sammeln, Abenteuer erleben, das alles gehört dazu, aber es hilft sehr, sich irgendwann auf dem Boden der Tatsachen einzufinden, anzukommen und ohne Ruhelosigkeit seinen Weg zu beschreiten, ohne dabei still stehen zu müssen. Es ist wichtig auf dem Weg in die Zukunft nicht immer an der Vergangenheit festzuhalten.

"Es ist, als ob ich versuche, der Welt, in der ich mich bewege, etwas entgegenzusetzen. Aber alles, was ich damit erreiche, ist: noch stärker mit ihr zu verschmelzen."

"Nacktschnecken" ist ein Roman wie Musik. Klangvoll, stimmig, eine Melodie, die den Leser mitnimmt, wenn er sich die Mühe macht, sich ihr zu öffnen. Die ihn auffordert Paul und Nora zu begleiten, zwischen die Noten zu schauen, für jede Lebenslage den richtigen Ton zu finden.
Rebecca Martin hat mit ihrem zweiten Roman eins der Bücher geschrieben, die einem das Gefühl geben, verstanden zu werden. Zwischen dessen Seiten man sich wohlfühlt. Mit Protagonisten, die einen Identifizierungscharakter haben. Eins der Bücher, das sich einen Platz im Herzen erkämpft.

Buchinfo:


Dumont (März 2015)
368 Seiten
Klappenbroschur
14,99 €





24.03.15

Zwischen zwei Fenstern / Diane Touchell



"Diese Heimlichkeit ist spannend. Und sie ist notwendig. Das ist schließlich nicht unser Ort. Wir haben unseren eigenen Ort, den Raum zwischen den Fenstern."

Er beobachtet sie täglich. Von Fenster zu Fenster schaut er zu dem Mädchen, das sich die Haare ausreißt. Er hat sie Maud getauft, denn ihren richtigen Namen kennt er nicht. Er weiß nur, dass sie sich nah sind. Irgendetwas gibt es, das sie beide verbindet, obwohl ihre Eltern sich auf den Tod nicht ausstehen können. Beiden fällt es schwer sich mitzuteilen. Er flüchtet in Bücher, sie zeichnet sich ihre Probleme von der Seele.

"Ich mag's hier drin. In meinem Kopf, meine ich. Es sind die anderen, die sich Sorgen machen, was da drinnen vorgeht. Ich hab beschlossen, nicht aus meinem Kopf rauszukommen."

Durchs Fenster sehen sie die Geheimnisse des jeweils anderen. Den Vater, dessen Berührungen sie nicht ertragen kann und seine Mutter, die sich in schwierigen Situationen "ein Schlückchen" genehmigt. Sie sehen sich wirklich an, nicht so wie die Menschen in ihrem Umfeld, die nur das sehen, was sie sehen wollen. Sie machen sich die Mühe tiefer in ihren Gegenüber hineinzuschauen. Doch Ehrlichkeit wird bestraft.

"Er beobachtet mich durch ein Fernglas. Er sieht mich von näher, als ich mich je gesehen habe."

Diane Touchell benutzt in ihrem Debüt "Zwischen zwei Fenstern" schöne Worte, um hässliche Dinge zu beschreiben, die auf diese Art noch eindringlicher auf den Leser wirken. Irgendwie philosophisch und sehr schockierend schreibt sie die Geschichte zweier Außenseiter, die sich ihre eigene Welt aufbauen, weil sie gnadenlos von der Realität ausgeschlossen werden. Poetisch verziert und doch ganz ohne Schnörkel trifft den Leser die volle Wucht. Es gibt nur ganz wenige Kritikpunkte, die ich im wieder sehr schön gestalteten Buch aus dem Königskinderverlag anzukreiden habe und die vielleicht auch persönliches Empfinden sind. Letztendlich ist "Zwischen zwei Fenstern" ein lesenswerter Roman, der bedrückend und doch hoffnungsvoll ist.

Buchinfo:


256 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
15,90 €
Übersetzung: Birgit Schmitz


22.03.15

[Reiseproviant] #12

Ihr Lieben,

endlich gibt es mal wieder einen Reiseproviant Beitrag. In der letzten Zeit hat mich die Arbeit so sehr eingenommen, dass ich jede frei Minute zum Durchatmen brauchte. Ich habe wieder mehr Zeit mit den Pferden verbracht, weil es genau der Ausgleich ist, den ich brauche, aber auch einiges gelesen. Dazu den Laptop anzuschalten konnte ich mich allerdings nicht gut aufraffen. Das möchte ich gerne wieder ändern.
Ich hatte in letzter Zeit mehrere Blogtherapeutische Gespräche mit meiner lieben Tine, denn ich muss gestehen, dass ich nach nun fast 5 Jahren bloggen kurz davor war, es an den Nagel zu hängen. Wer selbst einen Blog hat, der weiß wie Zeitintensiv das Ganze ist. Tine konnte mich jedoch davon überzeugen dies nicht zu tun, sondern einfach auch meine eigenen Ansprüche ein bisschen runter zu schrauben. Eben nicht mehr jeden Tag bloggen zu müssen, was ich derzeit auch wirklich nicht schaffe. Sie hat mir außerdem gut zugeredet den Reiseproviant Beitrag weiterzuführen, der ebenfalls immer einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Vielleicht wird er sich in nächster Zeit noch mal ein bisschen ändern, aber heute kommt er erst mal in gewohnter Form.
Ein besonderes Anliegen ist es mir, noch mal das Thema Kommentare anzusprechen. Wenn ich mal nicht Zeitnah antworte nicht wundern, denn das geht von meiner App bzw. dem Handy aus nicht, so dass ich immer erst kommentieren kann, wenn ich am Laptop sitze. Ich freu mich aber wirklich ganz, ganz doll über jeden einzelnen Kommentar :)

Bücherproviant:



"Der Garten der Abendnebel" / Twan Eng Tan:
Wie ihr ja auch im Posttitel sehen könnt, mag ich den Spruch "Lesen ist wie Reisen" sehr gerne. Twan Eng Tan entführt mich auf eine Zeitreise in die Geschichte, die Japan und Deutschland miteinander verbindet und verbirgt zudem dunkle Geheimnisse.

Autorin Tanya Stewner ist vor allem durch ihre Kinderbücher "Liliane Susewind" bekannt geworden, die sehr fantasievoll und herzlich sind. Ihren Jugendoman "Das Lied der Träumerin" hat mir sehr gut gefallen, obwohl oder gerade weil er viele Diskussionen hervorgerufen hat. Nun traut sie sich im Dschungel der Dystopien ihren eigenen Weg zu gehen und eine Utopie zu veröffentlichen.

"Die Musik der Stille" / Patrick Rothfuss:
Vor kurzem schon mal auf dem SuB gelegen und dort vergessen worden. Jetzt werde ich mir die Geschichte um Kvothes Freundin Auri endlich vornehmen.

Welches der Bücher habt ihr schon gelesen?
Welches steht schon auf eurer WuLi? Konnte eines der Bücher eure Neugier wecken?

Lebensreise:


GETRAGEN: endlich ist wieder Chucks-Zeit :)

GEKOCHT: (oder besser gebraten) einen extrem
leckeren fruchtig scharfen Burger mit Mango, Rucola und Senf-Frucht Topping  
GEFREUT: Frühlingssonne 


GESEHEN: Auf der Equitana 2015 eins der schönsten Pferde der Welt!!




Euch allen einen ganz wundervollen Sonntag und eine spannende Woche :)

16.03.15

Die Bibliothek der schwarzen Magie: Die Wissende / Christopher Nuttall



Waisenmädchen Elaine hat - im Gegensatz zu vielen ihrer Bekannten - nur wenig magische Begabung. Und das in einer Welt, in der Magie im Vordergrund steht, in der ein großer Hexenmeister Herrscher und Gesetz ist. Ihren Stand in der Gesellschaft kann man sich ja schon denken. Häufig wird sie zum Opfer von Spott und Missachtung.

Um über die Runden zu kommen und nicht auf ihren Vormund angewiesen zu sein, der sich ihr gegenüber sowieso schon immer abweisend verhält, hat sie einen Job in der Großen Bibliothek angenommen und muss auch dort herablassende Blicke und Arroganz ihrer Mitmenschen ertragen.

Als sie dort eine geheimnisvolle Kiste öffnet, passiert etwas sehr merkwürdiges. Urplötzlich verfügt sie über großartige, magische Fähigkeiten. In ihrem Geist bilden sich Zaubersprüche, deren Ausmaß sicher auch große Zauberer kaum erfassen können. Doch Macht hat nicht nur seine guten Seiten ...

Autor Christopher Nuttall hat mich von der ersten Seite an in seinen Roman hineinziehen können. Mit einer lockeren und lebhaften Sprache, freizügigen Szenen und einem Schmunzeln auf den Lippen, gelingt es ihm sofort eine Verbindung zum Leser herzustellen.

Protagonistin Elaine hat Ecken und Kanten, was sie auf Anhieb sympathisch macht. Zudem pflegt sie eine Freundschaft mit der selbstbewussten Daria, deren spitze Zunge, sie ebenfalls zu einem Charakter macht, dem man gerne wiederbegegnen möchte.

Das Ende ist relativ rund, endet nicht mit extremer Spannung, aber doch mit ein paar offenen Fragen, die der Autor sicher in den Folgebänden, die bisher noch nicht auf deutsch übersetzt sind, klären wird. Als kleinen Kritikpunkt sehe ich die manchmal enstehenden Löcher, in denen der Leser das Gefühl hat, etwas überlesen oder übersehen zu haben, was vom Autor aber einfach nicht ausreichend ausformuliert oder beschrieben wird. Alles in Allem hat es mir sehr viel Spaß gemacht den Roman zu lesen. Bisher bin ich mir noch nicht sicher, ob ich die Reihe weiterlesen werde. Ich habe Elaine und Daria sehr in mein Herz geschlossen und würde mich sehr auf ein weiteres Treffen mit den beiden freuen, allerdings deutet alles darauf hin, dass der Autor tiefer in die Vergangenheit der Stadt eintauchen wird und die hat einen engen Zusammenhang mit Nekromantie, einer Sache, die nicht so ganz mein Geschmack ist. Die Zukunft wird zeigen, wie ich mich entscheiden werde, bis dahin empfehle ich "Die Wissende" sehr gerne weiter.

Buchinfo:


Blanvalet (Dezember 2014)
480 Seiten
Taschenbuch
9,99 €
Originaltitel: Bookworm
Übersetzung: Hans Link

12.03.15

Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd



"Die Erfindung der Flügel" ist einer der Romane, die sich eindringlich ins Gedächtnis seiner Leser brennt. Der Kampf um Rechte und Freiheit farbiger Sklaven ist eine Teil der Historie, der mich immer wieder stark bewegt und in mir Wut, Scham und Trauer auslöst.

"Das versuchte ich ihr zu erklären. Ich sagte:'Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir ist es umgekehrt.'
Sie zwinkerte mich an, und dann kamen die Tränen wieder. Sie schillerten wie Glasperlen."

Sue Monk Kidd vereint in ihrem Roman die autobiografische Geschichte der Schwestern Sarah und Angelina Grimké, die selbst für Amerikaner eher unbekannt sind, obwohl sie die ersten Frauen waren, die sich öffentlich für die Rechte der Sklaven ausgesprochen haben und dadurch mitverantwortlich sind, für eine ganze Welle an Rebellionen und Veränderungen. "Revoluzzerinnen", die durch den ganzen Schaum an falschen Wertvorstellungen, die in dieser Zeit herrschten und ihnen sogar von ihrer eigenen Familie vermittelt wurden, für mehr Menschenwürde gekämpft haben.

" 'Du glaubst, es bestünde keine Sünde darin, wenn ein Sklave lesen lernt? Diese unsere Welt kennt traurige Gewissheiten und eine davon ist, dass Sklaven, die lesen können, eine Bedrohung darstellen. Sie erführen solcherart Nachrichten und Kunden, die sie auf Weisen entflammen würden, die wir nicht beherrschen könnten. Ja, es ist ungerecht ihnen diese Fähigkeit vorzuenthalten, doch dabei geht es um den Schutz höherer Güter.' " 

Verknüpft wird die Geschichte der beiden Grimké Mädchen mit einer Erzählung aus der Sicht einer Sklavin. Abwechselnd berichten Sarah und deren Kammerzofe Hetty "Handful", die man ihr zu ihrem elften Geburtstag schenkte, aus ihren Leben, die unwiderruflich miteinander verbunden sind. Pflichterfüllung, aber auch Achtung und Respekt und dynamische Formen von Freundschaft verhelfen beiden dazu ihre eigenen Horizonte zu erweitern und für das zu kämpfen, was beiden in unterschiedlichen Formen fehlt: Freiheit.

"Ich war nicht sicher, ob es Liebe oder Schuldgefühle waren, was Miss Sarah bewegte. Ich war nicht sicher, ob es Liebe oder der Wunsch nach Sicherheit war, was mich bewegte. Sie liebte und bedauerte mich. Ich liebte und benutzte sie. Es war nie nur das eine oder das andere. An dem Tag aber waren unsere Herzen rein."

Durch den Wechsel der Erzählperspektive spricht der Roman noch viel eindringlicher zum Leser, als er es getan hätte, wenn man nur den Blickwinkel einer Protagonistin hätte. Dass Hettys Leben als Sklavin etwas ist, was man nicht mal seinem ärgsten Feind wünscht, steht außer Frage, wie schwierig es aber auch war, diese Konventionen, die den Sklavenbesitzern eigene Arroganz und Überheblichkeit über Menschenleben, zu druchbrechen, wird in Sarahs Erzählabschnitten nur allzu deutlich.

"Ich war erleichtert und entsetzt zugleich. Vor mir stand der geballte Trotz. Das, was Handful ausmachte."

"Die Erfindung der Flügel" erzählt geschickt, spannend und bewegend die Geschichte eines Jahrhunderts voller Ungerechtigkeiten und verachtenden Gesetzen, die wir dank Menschen wie Sarah und Angelina Grimké zumindest teilweise hinter uns lassen konnten. Sie beweist, dass jeder einzelne in der Lage ist einen Stein ins Rollen zu bringen und dass es sich lohnt für Veränderungen zu kämpfen. Sue Monk Kidd schreibt in schöner und authentischer Sprache von der Wertigkeit eines Menschenlebens und zwei Schwestern, die die Ehre eines eigenen Romans mehr als verdient haben.

Buchinfo:


btb (Januar 2015)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
496 Seiten
19,99 €
Originaltitel: The Invention of Wings
Übersetzung: Astrid Mania

09.03.15

Die Haferhorde 01: Flausen im Kopf - Suza Kolb / Sprecher: Bürger Lars Dietrich



Die Ponys Schoko und Keks sind entsetzt. Sie müssen umziehen. Vom schönen Stall, in dem sie sich bisher so wohl gefühlt haben, auf den Blümchenhof, auf dem bereits die Pferde Tony, Gräfin und Ole wohnen. Und außer ihnen noch jede Menge anderer Tiere. Ziemlich nervig - finden die beiden Ponys, aber immerhin stimmt das Essen.

Zum Glück ist ihre Menschenfreundin Lotte auch mit umgezogen und kümmert sich auch weiterhin darum, dass die beiden Ponys ausreichenden Futter bekommen, was bei Schoko häufig zu Blähungen führt. Es ist also doch nicht so übel wie sie zunächst gedacht haben, doch irgendetwas Seltsames geschieht auf dem Hof. Unerklärbare Geräusche sind des nachts zu hören, die von nichts anderem kommen können, als einem Gespenst, oder? Um das Geheimnis zu lösen braucht man schon eine ordentliche Portion Ponymut.

"Die Haferhorde" wird gesprochen vom Multitalent Bürger Lars Dietrich, der die Geschichte nicht nur zu einem Vergnügen für junge Hörer macht. Pfiffig und mit jeder Menge Charme versetzt er sich in jedes Tier, jede Gefühlslage und sorgt für eine lebendige und unterhaltsame Stimmung.

"Die Haferhorde: Flausen im Kopf" stammt aus der Feder der Autorin Suza Kolb, die gekonnt Pferdeabenteuer und Lebensnahe Themen wie Trennung der Eltern, damit verbundener Umzug und neuer Freundeskreis, zu einem witzigen und spannenden Roman verknüpft.

Jedes Kind sollte eine Pony haben oder zumindest ein (Hör-) Buch darüber, denn nichts bringt das Herz so sehr zum Lächeln wie die kleinen, frechen Vierbeiner. "Die Haferhorde" ist eine Lese- und Hörempfehlung, die ich allen großen und kleinen PferdefreundInnen ans Herz legen kann. Ich freue mich schon auf viele weitere Abenteuer mit Schoko, Keks und ihren Freunden.

Hörbuchinfo:


D>A<V (Februar 2015)
Ungekürzte Lesung
2 CDs
158 Min.
12,99 €
Sprecher: Bürger Lars Dietrich


Reiheninfo:


01) Flausen im Schopf
02) Volle Mähne

Romanvorlage erschienen im Magellanverlag

04.03.15

Die Saga von Licht und Schatten 02: Der Ruf des Drachen - Pierre Grimbert

ACHTUNG!! Dies ist der zweite Teil der "Die Saga von Licht und Schatten" und kann Spoiler enthalten, die den ersten Band "Die Hüter von Gonelore" betreffen!!



Nicht nur der Leser kehrt zurück nach Gonleore, sondern auch Denilius, der längst verschollen geglaubte oberste der Weltenwanderer. Mit sich trägt er ein Geheimnis, das den mysteriösen Jona betrifft. Jenen Jungen, der beim Angriff der Chimären das Reich rettete, indem er einen Drakoniden um Hilfe bat.

Eben jener Angriff hat einiges verändert in Gonelore. Jona und seine Gefährten - die eigentlichen Helden der Schlacht - ziehen immer mehr Ärger auf sich. Neid und Misstrauen schlagen ihnen von den anderen Schülern entgegen, machen ihnen das Leben schwer. Dabei hat jeder einzelne sein eigenes Päckchen zu tragen. Jona, der nun zwar weiß wer er sein sollte, aber doch noch nicht genau weiß, wer er ist, und Daelfine, die seit dem Kampf blind ist, ebenso wie Gess, Berrit, Nobiane und sogar ihr Lehrer Radjaniel, der genau so ein Außenseiter ist wie seine Schüler.

Nicht nur die Chimären, die sich scheinbar mehr und mehr durch den magischen Schleier, der Gonelore schützend umgibt, kämpfen, werden zur Gefahr. Eine geheime Verbindung, Brüder aus den eigenen Reihen, sorgen dafür, dass die Hüter von Gonelore in große Gefahr geraten.

Mit dem ersten Band der Saga hatte ich leichte Einstiegsprobleme, die jedoch von der rasanten Handlung und dem extrem spannenden Ende wieder wett gemacht wurden. Band zwei beginnt dort, wo Band eins endet, nimmt den Leser mühelos da mit, wo er sehnsüchtig auf Jona und seine Gefährten gewartet hat, reißt ihn durch eine spannende Geschichte voller Geheimnisse und unerwarteter Wendungen und führt ihn - wie sollte es anders sein - wieder zu einem Cliffhanger. Ich weiß noch gar nicht so genau, wie ich die Spannung bis zum Sommer, bis Band drei erscheint, aushalten soll!

An Pierre Grimberts Saga mag ich besonders, dass er fantastische Elemente mit spannenden persönlichen Schicksalen verbindet. Seine Figuren sind lebendig, facettenreich und mit viel Liebe kreiert. Das ist deutlich zu spüren und hat bei mir ein Gefühl des heimkehrens ausgelöst. Ganz besonders Jona habe ich in mein Herz geschlossen, möchte wissen, wer er wirklich ist, was in ihm steckt und was das Schicksal für ihn bereit hält.

"Die Saga von Licht und Schatten" liefert auch im zweiten Teil "Der Ruf des Drachen" eine spannende Geschichte, die sprachlich wie inhaltlich sehr harmonisch ist. Protagonisten, die beim Leser aufgrund ihrer Ecken und Kanten und dem gewissen Charaktereigenschaften, Sympathien auslösen, runden das Ganze zu einer lesenswerten Fantasyreihe ab.

Buchinfo:


Heyne (Dezember 2014)
368 Seiten
Broschiert
12,99 €
Originaltitel: The Maguistre - Gonelore Tome 2
Übersetzung: Sonja Finck, Maximilian Stadler