06.11.16

[7 auf einen Streich - ein literarisches Interview] Nadine Erdmann



Beschreibe dich bitte kurz selbst (Name, was machst du, in welcher Verbindung stehst du zu Büchern / der Literatur).

Mein Name ist Nadine Erdmann und ich bin Jugendbuchautorin. In meinen "CyberWorld"-Geschichten lasse ich meine Protagonisten nicht nur gegen virtuelle Monster antreten, sondern sie müssen sich auch im echten Leben einigen Herausforderungen stellen, weil manchmal Schicksalsschläge die grausamsten Monster überhaupt sind.


(c) Nadine Erdmann


  1. Welche*r Autor*in deiner Kindheit hat dich am meisten beeinflusst? 

    Mein absolutes Lieblingsbuch als Kind war "Ronja Räubertochter" von Astrid Lindgren. Prinzessin war nie so meins, ich wollte immer Räubertochter werden – und das hat sich bis heute auch nicht geändert. ;o)

    Ich mochte aber auch die "Rätsel um …" und "Geheimnis um …" Bücher von Enid Blyton und später kamen dann "Die drei Fragezeichen" und die "Burg Schreckenstein"-Reihe von Oliver Hassencamp dazu. Ich war ständig in unserer Stadtbücherei und hab die Bücher rucksäckeweise nach Hause geschleppt.

  2. Welches Buch empfiehlst / verschenkst du am häufigsten?

    Ich habe nicht "das eine Lieblingsbuch", von dem ich denke, dass es unbedingt jeder lesen muss. Wenn ich Bücher empfehle oder verschenke, gehe ich eigentlich immer eher von der zu beschenkenden Person aus und was ihm oder ihr gefallen könnte, denn das muss ja nicht unbedingt das sein, was mir auch am besten gefällt.

    Das Buch, das mich bisher in diesem Jahr aber am meisten beeindruckt hat, ist "S. – Ship of Theseus" vom fiktiven Autor V.M. Straka, das Doug Dorst und J.J. Abrams herausgebracht haben. Es ist definitiv nicht einfach zu lesen und man muss sich darauf einlassen, aber wenn man es tut, ist es ein wirklich einmaliges Leseerlebnis, das mich ziemlich fasziniert hat.

  3. Was macht für dich den Reiz am Lesen aus?

    Das Eintauchen in fremde Welten und andere Leben. Neue Sichtweisen kennenzulernen, fantastische Abenteuer zu bestehen, mich vor Geistern zu gruseln, mit Charakteren mitzufiebern, mitzulachen, mitzuleiden … Lesen ist einfach wahnsinnig abwechslungsreich, intensiv und spannend und es fällt mir immer schwer, mir vorzustellen, dass nicht jeder das von morgens bis abends tun möchte. Außer man schreibt selbst Geschichten. Schreiben ist eine fanstatische Alternative, all das Obengenannte zu erleben – nur mit dem zusätzlichen Bonus, dass man dabei selbst Regie führen kann. ;o)

  4. Was erwartest du von einem „guten“ Buch?

    Mir ist Authentizität sehr wichtig. Das, was ich lese, muss für mich glaubhaft und "ehrlich" sein. Dabei darf es gerne ein bisschen schräg oder "anders" sein, aber nicht gekünstelt, sondern es muss einfach "echt" sein, mich neugierig machen und mich auf irgendeine Weise ansprechen und berühren. Und ich muss die Figuren mögen. Wenn die Charaktere mich nicht mitnehmen, hat die Geschichte meistens leider verloren.

  5. Gedöns, Dingsbums, Trallafitti – welche Worte nerven dich in Rezensionen am meisten?

    Einzelne Wörter, die ich in Rezensionen nicht mag, gibt es eigentlich nicht. Jeder, der schreibt (egal was), hat seinen eigenen Stil und dafür soll er die Worte benutzen, die er will. Was ich dagegen nicht mag, sind Aussagen wie: "Das kann der Autor besser". So was finde ich ziemlich anmaßend. Schwierig finde ich auch, wenn sich (erwachsene) Leser*innen in Rezensionen drüber beschweren, dass es in einem Jugendbuch um Jugendliche und ihre Probleme geht. Oder dass in einer Serie am Ende des ersten Teils nicht alle Fragen beantwortet, sondern – im Gegenteil – noch neue aufgeworfen werden. Natürlich hat jeder ein Recht auf seine eigene Meinung, aber einem Buch vorzuwerfen, dass es Genre oder Zielgruppen typische Merkmale aufweist oder Stilmittel einsetzt, finde ich daneben.

  6. Welche deiner Lesegewohnheiten würdest du gerne ändern, schaffst es aber nicht?

    Ich bin eine totale "Figurenleserin". Wenn mich die Figuren einer Geschichte nicht packen, hat die Geschichte leider verloren, egal, wie packend der Plot vielleicht auch sein mag. Dabei mag ich Figuren, die mir gleich auf den ersten Seiten ans Herz wachsen, genauso sehr wie Figuren mit Ecken und Kanten, mit denen ich mich zusammenraufen muss. Aber wenn Charaktere mir völlig egal bleiben, sind mir leider meistens auch ihre Geschichten ziemlich schnell egal und ich breche Bücher ab. Gleiches gilt, wenn Figuren mich total nerven oder wütend machen. Deren Geschichten haben meistens leider auch keine Chance bei mir und da würde ich mir ab und an ein bisschen mehr Geduld wünschen.

  7. Literaturszene, Lesegewohnheiten und Buchtrends sind dynamische Komponenten. Welche Entwicklung empfindest du in diesen Bereichen (einem dieser Bereiche) als besonders positiv?

    Ich persönlich finde das, was in der Szene gerade "in" ist, immer etwas schwierig, denn meistens wird man dann innerhalb kürzester Zeit von diesen "Trendthemen" dermaßen überschüttet, dass mir daran ganz schnell die Lust vergeht.

    Eine der positivsten Entwicklungen der letzten Jahre ist für mich aber nach wie vor der eReader. Ich mag Bücher zwar sehr gerne auch "oldschool" auf Papier, aber da ich viele Bücher im Original auf Englisch lese, war es früher oft ziemlich mühsam, an diese heranzukommen. Meist hieß es im Buchhandel: "Haben wir leider nicht." Dann mussten sie kompliziert über irgendwelche Großhändler im Ausland bestellt werden und man hat ewig darauf warten müssen. Heute geht das alles viel entspannter. Die Bücher landen mit einem Klick auf meinem Reader und ich kann loslesen. :o)

Vielen Dank, liebe Nadine, für deine spannenden Antworten.


Bücher der Autorin:


 




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