03.07.17

Das Marillenmädchen - Beate Teresa Hanika




»Sie schmeckte nach Rauch und dem verbrannten Boden des Topfes und gleichzeitig süß, diese Marmelade, sodass man nur einen Löffel nehmen wollte und dann war es auch genug. Genug Erinnerung, genug, dass mein Herz aufgewühlt wurde und schneller schlug, als gut für mich war.« 
Ein Marillenbaum in einem alten Wiener Garten. Seit ihrer Kindheit in den 1940er Jahren kocht Elisabetta jeden Sommer Marmelade ein. Und jedes Mal, wenn sie ein Glas aus dem alten Kellerregal in die Hand nimmt, es öffnet und den süßen Duft einatmet, erinnert sie sich an ihr Leben, an ihre in Dachau ermordete Familie, an ihre große Liebe Franz, an ihre Tochter Esther und ihre Enkelin Rahel. Elisabetta lebt zurückgezogen in ihrer Welt mit den Stimmen der Vergangenheit. Als die Tänzerin Pola bei ihr zur Untermiete einzieht, reißen die alten Wunden auf. (Cover & Text: © btb; Foto: © N. Eppner)

Ich mag die Bücher der sympathischen Autorin Beate Teresa Hanika sehr. Ihre Schreibe gleicht einem Seelenstreicheln. Tiefgründig, kraftvoll und fein, poetisch zugleich. Völlig gleich, in welchem Genre sie sich bewegt oder für welches Zielpublikum sie schreibt - mich berührt sie immer.

Mit Elisabetta und Pola hat Hanika zwei sehr eigenwillige Protagonistinnen konzipiert. Beide tragen eine schwere Last. Die eine die des Überlebens, die andere die des anders seins. 

Beide sind Opfer des Kriegs, der lange nachhallt. Schuld und Wut verbleiben über mehrere Generationen in den Familien. Alle sind auf der Suche nach Vergebung, nach der Möglichkeit der Verarbeitung, die gar nicht so einfach ist, denn zunächst einmal muss man sie erkennen und verstehen, dass sie auferlegt wurde, ohne, dass man sie verdient hat.

Der Lebensweg von Pola ist eng mit dem Elisabettas verknüpft. Ist es Schicksal oder sind es die Geister der Vergangenheit, die dafür gesorgt haben, dass sich diese beiden Frauen über den Weg laufen. In ihrem Miteinander finden sie Heilung von all den Schmerzen, die ihnen in ihrem bisherigen Leben zugefügt wurden. Sie verstehen. Einander. Sich selbst. Die Träume, die sie quälen.

"Das Marillenmädchen" ist ein wunderbares Buch, bewegend und mit diesem gewissen Unterton, der zeigt, dass eine starke Frau über starke Frauen schreibt. 

Buchinfo:

btb (September 2016)
Hardcover mit Schutzumschlag
256 Seiten
19,99 €
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2 Kommentare:

  1. Huhu! :)

    Deine Worte zu dieser Geschichten haben meine Vorfreude auf "Das Marillenmädchen" nochmals angestachelt. Ich habe das Buch bereits auf meinem SuB, allerdings hatte ich es für den Sommer gar nicht auf dem Schirm. Jetzt werde ich es mir vielleicht doch mal für einen entspannten Lesetag am See einpacken. :)

    Liebste Grüße
    Nina von BookBlossom

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    1. Liebe Nina,

      freut mich sehr, dass ich deine Vorfreude schüren konnte. Ich bin gespannt, wie es dir gefallen wird :) Viel Freude beim Lesen :)

      Liebe Grüße
      Nanni

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