06.04.18

Die Villa am Meer | Micaela Jary




Rostock-Warnemünde 1897: Katharinas Hochzeit mit dem verwitweten, wesentlich älteren Manufakturbesitzer und Korbmacher Olaf Borchers steht unter einem schlechten Stern: Nicht nur, dass ihr Herz einem anderen gehört, Borchers halbwüchsiger Sohn ist nicht einverstanden mit der neuen Frau seines Vaters und torpediert die Ehe von Anfang an. Dennoch tut Katharina ihr Bestes, um mit ihrem Mann glücklich zu werden. Doch das ändert sich an dem Tag, an dem sie Pläne für ein eigenes Geschäft macht – einen Strandkorbverleih an der Ostsee ...(Text & Cover: © Goldmann; © N. Eppner) 


Schon nach den ersten Sätzen wusste ich, dass mir auch dieser Roman von Micaela Jary wieder sehr gefallen würde. Es ist wie nach Hause kommen. In ihren Büchern fühle ich mich einfach wohl.

Dabei geht es darin gar nicht so gemütlich zu, wie man nach meinen Worten vielleicht glauben mag. Neben dem Erschaffen von liebens- und bewundernswerten Figuren, ist sie vor allem gut darin historische Ereignisse und Fiktion zu einer dramatischen Handlung zu verweben. 

So ist es nicht verwunderlich, dass Jarys Liebe zum Meer auch in diesem Roman einen Platz findet und sie als Grundidee der Geschichte den Aufbau und die Entwicklung des Strandkorbs genutzt hat. Mitten hinein in historisch belegbare Begebenheiten und Ortschaften, setzt sie Protagonistin Katharina, die nach dem Bruch ihres Herzens die Flucht in eine Ehe wählt. Ihr Ehemann ist der ältere Geschäftsmann Olaf Borchers, Besitzer einer Korbmanufaktur und Hersteller von Strandkörben.

Die Ehe ist, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch recht häufig, eher zweckmäßig, als von großer Liebe geprägt. Für Katharina kein großes Problem, denn Olaf ist ehrlich, gerecht und zuvorkommend. Zumindest so lange, bis Katharina, der das Leben als Hausfrau zu langweilig wird, geschäftlich auf eigenen Beinen stehen möchte. Erst da bemerkt sie wie groß die Unterschiede zwischen ihr und Olaf tatsächlich sind. Wie sehr sein Denken, das einen größeren Teil des vergangenen Jahrhunderts miterlebt hat, als das Katharinas, doch in dieser Epoche hängen geblieben ist. Ein Unwetter braut sich herauf.

Mit Katharina hat Micaela Jary eine wirklich starke weibliche Hauptfigur erschaffen. An ihr demonstriert sie wie hart wir Frauen in den letzten Jahrzehnten für unsere Rechte gekämpft haben müssen. Was für uns heute selbstverständlich erscheint, war zu Katharinas Lebzeiten so ein Unding, dass es sie teilweise an den gesellschaftlichen Ruin getrieben hätte, wäre sie ihren Weg einfach so nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen gegangen.

Ihre Geschichte ist spannend und interessant. Lehrreich, aber nicht belehrend, sondern so unterhaltsam, dass ich die Seiten regelrecht inhaliert habe. Es gibt noch einen zweiten Erzählstrang. Eine weitere weibliche Hauptfigur, die mit den Gebräuchen ihres Jahrhunderts und ihrer Ehe, ihren Wünschen, Träumen und Hoffnungen zu kämpfen hat, und eng mit Katharinas Lebensweg verbunden ist. Inhaltlich möchte ich dazu aber nichts sagen, um nicht zu viel zu verraten.

Wie schon viele Male zuvor, konnte Micaela Jary mich auch mit "Die Villa am Meer" wieder sehr begeistern. Große Leseempfehlung für Alle, die gerne eine interessante und lesenswerte Reise durch die Geschichte unternehmen und Lust haben auf starke Figuren mit Charakter.

Buchinfo:

Goldmann (2017)
512 Seiten
Taschenbuch
9,99 €

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Rezension: © 2018, Nanni Eppner

2 Kommentare:

  1. Hallo Nanni :)
    Von Micaela Jary habe ich noch nie was gehört, geschweige denn gelesen.
    Klingt aber total nach etwas für mich. Ich liebe solche Geschichten und werde mich auf deinem Blog mal etwas mehr nach ihr umschauen.
    LG
    Kathrin

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    1. Liebe Kathrin,
      ich kann dir ihre Bücher wirklich nur sehr empfehlen. Tolle Geschichten, sehr unterhaltsam und immer ganz wunderbar eingebettet in die deutsche Geschichte.
      Ein großes Lesevergnügen.
      Kennst du die Bücher von Charlotte Roth? Die sind z.B. ähnlich. Vielleicht noch ein Hauch dramatischer.
      Oder "Die Tuchvilla" von Anne Jacobs. Auch eine tolle Trilogie, die sehr ähnlich ist.
      Liebe Grüße,
      Nanni

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