30.04.18

[Rezension] Mausmeer | Tamara Bach




Nur dieses eine Wochenende. Nur noch einmal in Opas altes Haus am Arsch der Welt, hier war alles immer gut. Nur das will Ben, der gerade achtzehn geworden ist und irgendwie festhängt – in der Schule, in der Familie, im Leben. Ein paar Tage raus aus allem. Zusammen mit Annika, der großen Schwester, die doch immer die Vernünftigere war. Einen Spaziergang, ein Osterfeuer und einen umgefallenen Tisch und die Folgen später sieht nicht mehr alles so aus wie vorher.(Text & Cover: © Carlsen; Foto: © N. Eppner)


Nachdem ich in den letzten Wochen schon "Was vom Sommer übrig ist", "Vierzehn" und "Marienbilder" von Tamara Bach gelesen und gemocht habe, freute ich mich schon auf "Mausmeer". Das aktuell neuste Buch der sympathischen Autorin. Für mich eins der besten. Vielleicht, weil ich gern über die darin verarbeiteten Themen lese, denn die Qualität der schriftstellerischen Leistung ist in jedem ihrer Romane gleich hoch. 

Worum geht es? Es geht um Familie. Um Geschwister. Um die Schwierigkeit ein Gefüge grundverschiedener Persönlichkeiten zusammenzuhalten. Um Erinnerungen. Um die Schönheit des Vergangenen und die Ängste, die mit der Unvorhersehbarkeit der Zukunft zusammenhängen. 

Im Mittelpunkt stehen Ben und Annika, die sich schon seit Jahren nicht mehr so verstehen, wie man es sich von Geschwistern wünscht und die nun das Osterwochenende miteinander verbringen. Beide gefrustet vom Leben, von Schule, Studium, Umfeld und den Eltern. Ein schwieriges Alter - ich kann mich noch genau erinnern. Man befindet sich ständig in der Schwebe zwischen Euphorie und der Angst den falschen Weg einzuschlagen. Im schlimmsten Fall so zu werden wie die Eltern von denen man sich gerade so gerne abnabeln möchte.

Ben entführt Annika in die Vergangenheit. In das Haus des Großvaters, das an einem See steht, in einer Gegend steht, in der die Zeit steht. In der man sich an Kleinigkeiten hochziehen, aber auch festhalten kann. Dort, wo man entweder für immer schweigt oder zur Aussprache gezwungen wird. Wo man sich selbst so massiv ins Auge blicken muss, dass man entweder verängstigt wegläuft oder zu neuem Mut findet.

Erzählt wird mal aus der Perspektive von Ben, mal aus der von Annika. Absätze, die ineinander verschmelzen. Wie immer schreibt Tamara Bach sehr komplex. Versteckt vieles zwischen den Zeilen. Möchte, dass ihre LeserInnen selbst denken und sich nicht alles vorsagen lassen. Ich mag es, dass sie herumprobiert, dass sie ihrem Stil treu bleibt, aber nicht in eine Schublade verfällt. Und ich wünsche ihren Büchern von Herzen ganz, ganz viele LeserInnen.


Buchinfo:

Carlsen (2018)
144 Seiten
Hardcover mit Schutzumschlag
12,99 €

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Rezensionen: © 2018, Nanni Eppner

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